Übungsdialoge in Sprachlehrbüchern sind ein Spiegel ihrer Zeit und trotzdem manchmal zeitlos, auch über historische Ideologiewechsel hinweg. Was uns ein Russisch-Lehrbuch aus der DDR heute zu sagen hat.
Die Universität Heidelberg erkundigte sich kürzlich bei ihren Absolventen des Jahrgangs 2020/21 per Fragebogen nach deren beruflichem Fortkommen. Fürsorglich formulierte sie dabei auch einen kleinen Frageblock zum “Einfluss der Corona-Pandemie auf berufliche Pläne oder Berufseinstieg”. Uns erreichte die klare Antwort einer Absolventin der naturwissenschaftlichen Fakultät.
Im Zuge der Französischen Revolution wurde das nationalistische Projekt der medizinischen Bevölkerungsoptimierung vorangetrieben, mit der nackten Gewalt der Impfexperimente an Waisenkindern und mit der “sanften” Herrschaft durch staatliche Kontrolle des Wissens, das über die Impfung verbreitet wurde. Dazu dienten zentralstaatliche Zensur, Verwaltung und Statistik. Die wichtigste Rolle bei der Produktion von Herrschaftswissen und beim staatlichen Durchgriff spielten die gelehrten Wissenschaften, gefördert und benutzt von Philanthropen und Behörden.
In der kritischen Diskursgeschichte ist die Einführung der Pockenimpfung im 18. Jahrhundert nicht Symbol für medizinischen Fortschritt, sondern für die Entfesselung riskanter Technologien. Was waren die Dispositive und Überzeugungsmittel im aufgeklärten 18. Jahrhundert, dem Zeitalter von Rationalismus und Empfindsamkeit? Welche Rolle spielten die Geistlichen, die Gelehrten, die Ärzte und die kritische Öffentlichkeit? Was waren die Folgen für Politik, Gesellschaft, Medizin?