Zum MDR-Kommentar: „Ungeimpfte zu Unrecht beschuldigt?“

Ein Kommentar von Camilla Hildebrandt

Lesedauer 3 Minuten

1bis19 - Zum MDR-Kommentar: „Ungeimpfte zu Unrecht beschuldigt?“ (30.11.2022)
MDR – Logo


„Die Debatte um den Fremdschutz der Corona-Impfstoffe zeigt deutlich, wie wichtig es ist, die Behauptungen zur Wirksamkeit der Vakzine aber auch die politischen Entscheidungen der vergangenen zweieinhalb Jahre zu hinterfragen und auch für zukünftige Pandemien aufzuarbeiten. Doch statt Fehler zu analysieren oder gar zuzugeben, beruft man sich nach wie vor darauf, dass Studien Hinweise gegeben hätten, die auf einen effektiven Fremdschutz hoffen ließen. Doch rechtfertigten diese Indizien tatsächlich die verbale Ächtung der Ungeimpften und die massiven Einschränkungen der Grundrechte?“
Auszug aus dem MDR-Kommentar “Ungeimpfte zu Unrecht beschuldigt?”, 30.11.2022

Der Kommentar der MDR-Kollegin ist eine sachliche Bankrotterklärung der Corona-Politik, der maßlosen Diffamierung und Schuldzuweisung der Ungeimpften. Dass Kritiker über alle erwähnten Punkte bereits sehr früh in der Coronazeit berichtet haben, ich miteingeschlossen, hat jedoch bis dato offiziell kaum jemanden interessiert. Informationen und Recherchen der kritischen Stimmen, wie sie jede Demokratie dringend benötigt, sind vor allem in den sozialen Medien, in Telegram-Gruppen und in neuen Online-Magazinen veröffentlicht worden. Für die breite Öffentlichkeit und die so sogenannten Leitmedien waren Kritiker jedoch „persona non grata“, sie wurden und werden massiv unter Druck gesetzt, verloren mitunter ihren Arbeitsplatz und vor allem ihre Reputation. Ich kenne sehr viele Bürgerinnen und Bürger, die dringend über ihre Erfahrungen hätten berichten müssen, die die fatalen Fehler der Corona-Politik als Arzt, Krankenpflegerin, Lehrer, Nachbarin erlebt haben, aber aus Angst vor dem gesellschaftlichen Ausschluss, aus Angst vor Difamierung schwiegen. Sie haben mein Verständnis, nicht jeder kann sich dieser fatalen Zerstörungswut, welche in den letzten Jahren herrschte und nach wie vor in manchen Bereichen andauert, aussetzen. Die Corona-Politik musste verteidigt werden, ohne Rücksicht auf Verluste. Und was unter „Verluste“ fällt, kann jeder Interessierte mittlerweile in offiziellen Berichten nachlesen. Augen zu und weiter, ganz gleich wie massiv die gesundheitlichen, psychologischen, wirtschaftlichen und vor allem zwischenmenschlichen Schäden sind. Nun aber scheint es „akzeptabel“, dass die öffentlich-rechtlichen Medien darüber berichten. Gut. Diese Tatsache ist aber ebenso eine Bankrotterklärung an unseren viel gepriesenen und offiziell ausgewogenen Journalismus. Denn wo waren diese Stimmen in den letzten zwei Jahren? Wo haben sie aufgeklärt, informiert, Gegenmeinungen eingeholt, in Frage gestellt, recherchiert? Ist das nicht die fundamentale Aufgabe jedes Journalisten zu jeder Zeit? Ist Journalismus nicht die vierte Säule der Demokratie? Im April 2021 hatte ich in den „Überlegungen zum Danach“ unter anderem geschrieben:

„ Aus gesellschaftlicher Perspektive stelle ich mir seit Monaten folgende Frage: wie wird es nach Beendigung der „Epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ mit unserer Gesellschaft weitergehen? Werden wir nahtlos da weitermachen, wo es im Februar 2020 begann?
Wie wird der Polizist, der qua seines Amtes und der Verfügung durch die Regierung Privatwohnungen kontrolliert, Gastronomen und Unternehmer, die ihrer Arbeit nachkommen wollten, mit horrenden Geldstrafen belegt hat, Masken-Verweigerer verfolgt und abgeführt hat, Grill-Nachmittage mit Waffengewalt aufgelöst hat in den Spiegel schauen? Der Nachbar, der die Zahl der Menschen im Nebenhaus minutiös gezählt, für strafbar erachtet und angezeigt hat? Der Politiker, der es in Kauf genommen hat, dass Millionen Kinder massive psychologische Schäden durch den endlosen Lockdown erlitten haben? Journalisten, die Masken-Kritiker als potentielle Mörder bezeichnet, sich dafür ausgesprochen haben, Impf-Kritiker zu ächten? (…)
Wir müssen jetzt anfangen.
Wir müssen in der Politik, in den Medien, in der Nachbarschaft, in den Schulen, in den Kitas, in der Straßenbahn das friedliche Miteinander wieder üben, jeden Tag. Ein Leben ohne Moral-Keule, Denunziation, Schuldzuweisung. Ein Leben mit Toleranz, Integration, Wertschätzung, Akzeptanz unterschiedlicher Meinungen, ein Leben in Demokratie, mit mündigen Bürgern und Eigenverantwortung.“

Und im Dezember 2022 füge ich hinzu: Wenn wir jetzt nicht anfangen aufzuarbeiten, auf politischer, medialer und gesellschaftlicher Ebene, werden wir wieder einen altbekannten Fehler begehen; wir werden mit dem Motto “jetzt müssen wir nach vorne blicken” sehr schmerzvolle Erfahrungen und dramatische Entwicklungen unter den Teppich kehren, wir werden Stillschweigen bewahren, Entscheidungen und Fehler weder analysieren, noch aus ihnen lernen, sondern einfach weitermachen, als ob nichts gewesen wäre.

Teilen