Das „Weichenstellerproblem“ in zwei Gedankenwelten

ein Kommentar von Christian Steidl

Lesedauer 4 Minuten

1bis19 - Das „Weichenstellerproblem“ in zwei Gedankenwelten

© Foto Arne Hückelheim

Das „Weichenstellerproblem“ in zwei Gedankenwelten

Prof. Dr. Christian Rieck, Frankfurter Professor für Finanzen und Wirtschaftstheorie, analysierte das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur einrichtungsbezogenen Impfpflicht in einem Video (https://youtu.be/JJ2kPYniubU ab Minute 6:40) auf der Basis der Spieltheorie und dem Modell des „Weichenstellerproblems“: Das BVerfG gibt vor zu glauben, dass man durch die Impfung den gefährlichen, mit 150 km/h rasenden Corona-Schnellzug auf ein anderes Gleis bringt, auf dem nur ein Mensch steht, sodass auf diese Weise die fünf Menschen auf dem Gleis „ohne Impfung“ gerettet werden (vergl. Grafik links. Quelle: Wikipedia) und nur der eine Mensch auf dem Impfgleis stirbt. Denn obwohl es einzelne Impftote gibt – was auch das BVerfG nicht abstreitet -, rette die Impfung viel mehr Menschen vor dem Corona-Tod, so der Glaubenssatz der höchsten Richter.

Die Regierung wäre das Männchen an der Weiche. Hat dieses Narrativ etwas mit der Realität zu tun? Eher weniger. Prof. Rieck lässt in seinem Video bereits leichte Zweifel aufkommen. So weist er darauf hin, dass die fünf Coronatoten auf dem „ohne Impfung“-Gleis ein hohes Durchschnittsalter haben, während unter den Impftoten auch viele junge Menschen sind, die ihr ganzes Leben noch vor sich hatten. Er schlägt daher vor, man müsste die vernichteten Restlebensjahre vergleichen und nicht einfach die Köpfe zählen. Das ist ein bedenkenswerter Aspekt. Allerdings fehlt bei ihm die Schlussfolgerung aus dem Durchschnittsalter der Coronatoten von etwa 84 Jahren, das der durchschnittlichen Lebenserwartung der Deutschen entspricht.

Wirklich ein heranrasender Zug?

Daher habe ich die Grafik zur Erläuterung des angeblichen „Weichenstellerproblems“ der Corona-Realität angepasst: Wenn die Corona-Patienten im Durchschnitt genauso alt werden wie alle anderen Deutschen, dann scheinen die ja nicht AN, sondern MIT Corona zu sterben. Um in der Eisenbahn-Metapher zu bleiben: Der Corona-Zug fährt nicht mit 150 km/h über die fünf Menschen drüber, sondern er fährt mit 25 km/h an den Menschen vorbei, die neben dem Gleis stehen (vergl. rechte Grafik). Wer von diesem Luftzug umgehauen wird, der wäre ohne Corona beim nächsten vorbeifahrenden Zug auch umgefallen.

Wie mit der Geschwindigkeit von 25 km/h angedeutet, ist der Zug, der für die Covid-19 Krankheit steht, kein Schnellzug, sondern eher der Schoppenexpress der Würzburger Straßenbahn GmbH: Diesen Wagen kann der Schaffner rechtzeitig zum Stehen bringen, so wie man Sars-CoV-2-Infektionsverläufe z.B. mit Ivermectin abmildern kann. Und man kann die fünf Leute neben dem Gleis warnen, damit sie aus dem Risikobereich gehen können.

Zur weiteren Anpassung der Grafik an die Realität habe ich die Weiche hinter die fünf Menschen gestellt, die „an oder mit Corona gestorben“ sind, denn die Impfung verhindert – wie wir heute wissen – weder eine Infektion, noch einen schweren Verlauf. Sie verringert noch nicht einmal die Anzahl der Infektionen – eher im Gegenteil. Durch das Umstellen der Weiche auf „Impfung“ gibt es nicht weniger „Corona-Tote“. Daher befinden sich auf dem Gleis „ohne Impfung“, das geradeaus führt, keine Personen.

Wann das Nutzen-Schaden-Verhältnis negativ wäre

Auf dem Impfgleis vermutet das Bundesverfassungsgericht deutlich weniger Personen als auf dem Gleis „ohne Impfung“. Dabei stützen sich die hohen Richter auf die Daten des Robert-Koch-Instituts und des Paul-Ehrlich-Instituts. Harald Matthes von der Berliner Charité geht hier von einer Untererfassung von mindestens 70% aus. Wenn man die Übersterblichkeit im Jahr 2021 betrachtet, liegt die Untererfassung bei den Coronatoten wohl eher bei über 90%. Aber wir wollen das „Weichenstellerproblem“ hier nur erkenntnistheoretisch und qualitativ analysieren. Daher habe ich auf das Impfgleis symbolisch zusätzliche vier Personen ergänzt.

Wir brauchen uns auch gar nicht mit unserem impfbegeisterten Nachbarn über die genaue Zahl der Impftoten streiten. Auch wenn die offizielle Zahl der Impftoten stimmen würde, ändert es nicht daran, dass die Injektion mit dem Bauplan für das toxische Spike-Protein kein Leben rettet und damit auch bei einem einzigen Impftoten das Nutzen-Schaden-Verhältnis bereits negativ wäre.

Wenn wir also alle Fakten in das vermeintliche „Weichenstellerproblem“ einfließen lassen, dann kristallisiert sich schnell heraus, dass wir hier gar kein Problem haben, sondern eine glasklare Entscheidungsgrundlage: Die Abschaffung der Impfpflicht und die Aberkennung der Zulassung für die Corona-„Impfstoffe“ ist alternativlos.

Obwohl Prof. Dr. Christian Rieck nur wenige der Denkfehler des Bundesverfassungsgerichts berücksichtigt, kritisiert er das Urteil zur einrichtungsbezogenen Impfpflicht mit der Formulierung, die höchsten Richter hätten auf dem Niveau von „Provinzrichtern“ gearbeitet. Ich möchte hier eine Lanze für den ländlichen Raum und die Provinzrichter brechen. Diese Menschen atmen gesunde Landluft und sind teilweise noch mehr zu klarem Denken in der Lage als die nach Parteiproporz bestimmten Bundesverfassungsrichter, die Teil der politischen Blase sind.

Systemversagen der Gewaltenteilung

Das Beförderungswesen in der Justiz scheint eher eine negative Auslese zu sein. Selbst die, die die Realität kennen, weil sie sich nicht nur in den Mainstreammedien informieren, sprechen die Fakten nicht aus, weil sie Angst um ihre Beförderung oder gar ihren Job haben. Dies liegt an der Kontrolle der Judikative durch die Exekutive. Diese fehlende Gewaltenteilung ist das grundlegende Problem, mit dem sich das Bundesverfassungsgericht eigentlich beschäftigen müsste. Neben unabhängigen Richtern fehlen uns eine unabhängige Presse und unabhängige Expertengremien. Robert-Koch-Institut und Paul-Ehrlich-Institut sind dem Gesundheitsminister weisungsgebunden. Daher sind viele rechtliche Reformen notwendig, um zu verhindern, dass die Virusinfektionswellen im Herbst/Winter – die es immer gab und immer geben wird – erneut für medizinisch sinnlose Lockdowns, 2G-Regelungen und Maskenpflicht instrumentalisiert werden.

Die Grafik des „Weichenstellerproblems“ zeigt, dass auch die Impfpflichtbefürworter innerhalb ihrer Blase rational denken. Sie gehen nur von komplett falschen Annahmen aus, weil sie ganz selektiv nur den staatlichen Institutionen und öffentlich-rechtlichen Medienanstalten vertrauen. Daher müssen die Lockerungen im Sommer genutzt werden, die Fakten auch an diese Menschen in der staatlichen Informationsblasen zu bringen. Wir müssen den Mitbürgern die Augen öffnen, dass viele Menschen, die „plötzlich und unerwartet“ sterben, an den Folgen der Impfung sterben: Mit Demos, Flugblättern, in sozialen Netzwerken und im persönlichen Gespräch.

Teilen