Sachbuch: «Das Impfbuch (2022)»

eine Rezension von Eugen Zentner

Lesedauer 4 Minuten

Die letzten 12 Monate waren ein Jahr der COVID-19-Impfung. Das Thema dominierte den gesellschaftlichen Diskurs. Um die Bürger von der Wirksamkeit des Vakzins zu überzeugen, hat die Regierung eine großangelegte Werbekampagne betrieben, die bis heute riesige Geldsummen verschlingt. Die neuartigen mRNA-Impfstoffe seien völlig unbedenklich, so das Mantra. Kritiker halten jedoch entgegen, dass die kurzfristig entwickelten Vakzine weitaus mehr Schaden anrichten als behauptet – und verweisen auf die vielfach registrierten Nebenwirkungen. In den Leitmedien werden diese Argumente weitgehend ignoriert, weshalb der Publizist Raymund Unger nun ein «Impfbuch» vorgelegt hat, das den Stand einer von der Pharmaindustrie unabhängigen Corona-Forschung zeigen soll.

Obwohl der Titel eine intensive Auseinandersetzung mit medizinischen Aspekten des neuen Vakzins suggeriert, nutzt der Autor viel Raum für soziologische Analysen. Er beginnt mit der Impfstoff-Thematik, geht dann aber zu den strategischen Narrativen der Pharmaindustrie über und beschreibt unter anderem die politischen wie gesellschaftlichen Prozesse rund um die gesamte Corona-Debatte. Beendet wird das Werk mit einer teils schonungslosen Kritik an den Massenmedien, denen Unger vorwirft, tendenziös berichtet und den Regierungskurs unhinterfragt gestützt zu haben. Es liegt viel Frust in diesen Ausführungen. Schnell kommt in ihnen zum Vorschein, dass der Autor das zu verarbeiten versucht, was in den letzten knapp zwei Jahren schiefgelaufen ist. Er sucht nach Erklärungen und kreist um Gedanken, die er schon in seinem Buch «Vom Verlust der Freiheit (2021)» formulierte.

Im Laufe der Lektüre werden die Zitate aus diesem Vorgängerbuch häufiger und länger. Es wird ersichtlich, dass sich der Autor von seinem eigentlichen Thema leider etwas entfernt und zu wiederholen beginnt. Dabei fängt er wirklich stark an. Das Kapitel zum Covid-19-Vakzin liefert gute Argumente, «Das Impfbuch» zu kaufen. Wer sich mit den wesentlichen Aspekten rund um dieses Thema beschäftigen möchte, findet hier die wichtigsten Fakten – verständlich erklärt und gut aufbereitet. Unger, ehemaliger Therapeut und Fachdozent für ganzheitliche Medizin, beweist großes Verständnis der teils diffizilen Zusammenhänge. Seinen Erläuterungen ist anzumerken, dass er sich tief in die medizinischen Details hineingearbeitet hat. Das verdeutlichen bereits die ersten Seiten, auf denen erklärt wird, wie klassische Impfungen funktionieren. Erst dann folgt eine Einführung in die Wirkungsweise der mRNA-Stoffe.

Unterschied zwischen klassischem und neuem Impfverfahren

Was das klassische Impfverfahren von dem neuen unterscheidet, erklärt der Autor mit dem proportional unterschiedlichen Einsatz von Viren. Diese würden bei Masern-, Mumps-, Röteln- oder Gelbfieber beispielsweise „ganz“ benutzt, d.h. so wie sie bei einer echten Infektion nachzuweisen sind. Deswegen bezeichnet Unger diese Vakzine als sogenannte „Ganzvirus-Impfstoffe.“ Das Verfahren habe zur Folge, dass man auf diese Weise einen Erregerstamm auf natürlicher, mikrobiologischer Basis erhalte, der allerdings nur noch schwach krank machend sei. Im Zeitalter der Gentechnik hätten sich jedoch neue Möglichkeiten ergeben, die jenseits der klassischen Mikrobiologie lägen. Da der Dreh- und Angelpunkt der Immunisierung die Antikörperproduktion sei, so die Grundidee, müsse es zum Training der Immunabwehr theoretisch ausreichen, wenn man nur Teile des Virus präsentiere.

Insofern entfiele auch die mühsame Suche nach abgeschwächten Erregern, weil keine kompletten Viren mehr verwendet würden. Unger präzisiert: „Bei einem mRNA-Impfstoff wird kein ganzes Virus injiziert, sondern lediglich eine Bauanleitung für einen Teil des echten SARS-CoV-2-Virus, das sogenannte Spike-Protein. Die körpereigenen Zellen produzieren dann Billionen dieser Spike-Proteine, um sie dennoch dem Immunsystem zu präsentieren. Dieses beginnt daraufhin Antikörper gegen die Spike-Proteine herzustellen, und sofern man sich später mit einem echten Virus infiziert, sind die nötigen Antikörper bereits verfügbar.“

Dieser Unterschied scheint in der Bevölkerung kaum bekannt sein, wie Unger insinuiert. Die meisten Menschen, vor allem die Impfbefürworter, gingen davon aus, dass es sich bei dem COVID-19-Vakzin um einen klassischen Wirkstoff handelt. Als Beweis berichtet der Autor unter anderem aus seinen Erfahrungen, die er in Gesprächen mit medizinisch eigentlich fachkundigen Freunden gesammelt hat. Wenn sie den mRNA-Impfstoff verteidigen, so seine Schlussfolgerung, dann mit Argumenten, die sich auf dem medizinischen Stand aus der Zeit der Ganzvirus-Verfahren befinden. Dass es sich dabei um eine Fehlannahme handelt, untermauert Unger mit zahlreichen Aussagen, die er unter anderem Institutionen wie dem Paul-Ehrlich-Institut entnimmt.

COVID-19-Impfungen könnten Krankheit sogar auslösen

Die gleichen Quellen dienen schließlich dazu, die Nebenwirkungen zu dokumentieren und die Risiken zu akzentuieren. Unger führt sie auf einige Aspekte der völlig neuen Methode zurück, die seiner Meinung nach intensiver und länger hätten beforscht werden müssen. Auf diese Weise leitet der Autor seine Leser durch das verwobene Labyrinth der Impf-Thematik, nennt Vor- und Nachteile, benennt die Fehlannahmen und bringt Licht ins Dunkel. Laien dürfte es nicht immer leicht fallen, den Ausführungen zu folgen. Die biologischen Prozesse werden teilweise sehr detailliert beschrieben und nötigen eine gewisse Konzentration ab. Allerdings bemüht sich Unger sehr, die Komplexität soweit es geht zu reduzieren. Er bedient sich nicht nur einer einfachen Sprache, sondern konzentriert sich auch darauf, seine Darstellungen logisch aufzubauen.

Den Höhepunkt erreichen die kritischen Ausführungen, als sich der Autor mit der Frage beschäftigt, ob das neue Impfverfahren überhaupt erfolgreich gegen SARS-CoV-2 immunisiert. Die Antwort fällt eher ernüchternd aus. Die Impfungen, so Ungers Schlussfolgerung, wirkten nicht gegen COVID-19, sondern könnten die Krankheit sogar auslösen: „Die SARS-CoV-2 Impfung (sic) steht im Verdacht“, schreibt er unter anderem, „paradoxe, «bindende» Antikörper zu produzieren. Greift dieses «ADE-Phänomen», können Reinfektionen mit einem echten Coronavirus bei Geimpften zu wesentlich schwereren Krankheitsverläufen führen.“

Trotz solcher teils dramatischer Nebenwirkungen weist zum Beispiel das Paul-Ehrlich-Institut darauf hin, dass die Nutzen-Risiko-Abwägung immer noch eindeutig für die Impfung ausfalle. Umso wichtiger erscheint es, dass Unger in seinem neuen Werk die Probleme des neuen Verfahrens kompetent wie glaubhaft aufzeigt und die gängigen Narrative mit einer sachlichen Analyse entkräftet. Wer hinsichtlich der Impfung noch unschlüssig ist, sollte das Buch unbedingt lesen, um die Entscheidung nicht voreilig zu treffen.

1bis19 - Sachbuch: «Das Impfbuch (2022)»

< Das Impfbuch – Über die Risiken und Nebenwirkungen einer COVID-19-Impfung> von Raymond Unger, 240 Seiten, Pappband, Scorpio Verlag, München 2022
Teilen