Zu Risiken und Spätfolgen: Fragen Sie nicht Ihren Arzt oder Apotheker – denn sie wissen es auch nicht

ein Gastbeitrag des Molekularbiologen Dr. Jörg Uhlig

Lesedauer 5 Minuten
Zu Risiken und Spätfolgen: Fragen Sie nicht Ihren Arzt oder Apotheker – denn sie wissen es auch nicht
© Pixabay

Joshua Kimmich, der nach offiziellen Angaben inzwischen selbst mit Corona infizierte Fußballer des FC Bayern München, wollte sich bis auf weiteres nicht impfen lassen. Er hatte öffentlich seinen Bedenken Ausdruck verliehen, dass die sogenannten Impfstoffe gegen Covid-19, beruhend auf der neuartigen mRNA-Technologie, möglicherweise noch nicht lang genug erforscht seien und noch nicht absehbare Nebenwirkungen haben könnten. Er selbst hätte sich wohl kaum träumen lassen, dass seine Begründung einer Nicht-Impfung derart Furore machen würde, dass selbst die Götter der deutschen Virologie sich aufgerufen sahen, dem aufsässigen Kimmich seinen „großen Denkfehler“ 1 vor Augen zu führen. Der Kicker unterläge damit einfach einem “Missverständnis, das sich bei vielen Menschen hartnäckig“ halte, so der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie Prof. Dr. Carsten Watzl, denn das, „was man bei Impfungen unter Langzeitfolgen versteht, sind Nebenwirkungen, die zwar innerhalb von wenigen Wochen nach der Impfung auftreten, die aber so selten sind, dass es manchmal Jahre braucht, bis man sie mit der Impfung in Zusammenhang gebracht hat.” Und der Experte erläutert weiter, “Danach ist die Immunreaktion abgeschlossen und der Impfstoff ist aus dem Körper verschwunden. Was offensichtlich viele Menschen unter Langzeitfolgen verstehen, nämlich, dass ich heute geimpft werde und nächstes Jahr eine Nebenwirkung auftritt, das gibt es nicht, hat es noch nie gegeben und wird auch bei der Covid-19 Impfung nicht auftreten.“ 2

Sogar die geschäftsführende Bundeskanzlerin ließ es sich nicht nehmen, ihm einen wenn auch milden Tadel zukommen zu lassen: “Vielleicht macht er sich darüber ja auch noch Gedanken. Er ist ja als sehr reflektierter Fußballer bekannt.” Wie sehr er das ist, illustriert eine neue wissenschaftliche Forschungsarbeit.

Mit der methodisch sehr gut ausgeführten in vitro Studie, SARS–CoV–2 Spike Impairs DNA Damage Repair and Inhibits V(D)J Recombination In Vitro [dt., SARS-CoV-2-Spike beeinträchtigt die Reparatur von DNA-Schäden und hemmt die V(D)J-Rekombination in vitro], die bereits Mitte Oktober 2021 im peer-reviewten Magazin „Viruses“ erschien 3, publizieren die beiden Forscherinnen Hui Jiang und Ya-Fang Mei vom Wenner–Gren Institut der Universität Stockholm bzw. dem Institut für Klinische Mikrobiologie der Universität Umeå beunruhigende Erkenntnisse.

Die beiden Forscherinnen legen dar, dass das Spike Protein des uns inzwischen hinlänglich bekannten Corona-Virus drei Dinge tut, die es nicht tun soll:

– Es hat die Fähigkeit, in den Zellkern zu gelangen. Dieser ist normalerweise vom restlichen Zelllumen einigermaßen strikt isoliert, es gibt Schleusensysteme, ähnlich der Blut-Hirnschranke. Wer oder was unbefugt in den Zellkern eindringt, steht mitten in der Schaltzentrale der Zelle.

Keine gute Nachricht, aber auch noch nicht die wirklich schlechte.

– Es hemmt bei Lymphozyten die Fähigkeit, funktionale Antikörper herzustellen. Dies, indem es die notwendige Rekombination der „leichten“ Kette von Antikörpern verhindern kann. Da Sars-Cov-2 nun eher auf Schleimhautzellen, Alveolargewebe in der Lunge oder bei schwerer Erkrankung auch Blutgefäß-Epithelzellen angreift, weniger direkt die Zellen der Immunabwehr (wie es beispielsweise HIV tut), ist nun in der Tat eine schlechte, vielleicht aber auch noch nicht die ganz schlechte Nachricht.

Denn die lautet:

  • Das Spike-Protein verhindert die Reparatur von (Doppel-)DNA-Strangbrüchen, indem es die dafür notwendigen Proteine blockiert („We found that the spike protein markedly inhibited both BRCA1 and 53BP1 foci formation“).

Diese Strangbrüche entstehen durch Strahlung, Sauerstoffradikale, thermischen Streß usw. Täglich, vieltausendfach. Werden diese nicht umgehend repariert, können sich Fehler im Erbgut der Zelle anhäufen. Folgen können sein

  • fehlgebildete Proteine,
  • Fehlablesen von mRNAs und Über- oder Unterproduktion von Hormonen oder Proteinen,
  • Chromosomenfehlbildungen und Deletionen, die besonders verheerend in den Zellen der Fortpflanzungsorgane sein können,
  • Die größte Gefahr ist allerdings die, dass die Zellen entarten können, sich also anfangen unkontrolliert zu teilen und zu Krebszellen zu mutieren. Unsere Körperzellen haben eine ganze Reihe von Instrumenten, um aktiv (besagte DNA-Reparaturmechanismen) und passiv, beispielsweise durch Verkürzen der Chromosomenendstrukturen (Telomere) bei jeder Zellteilung, genau dies zu verhindern.

Wenn einer dieser wichtigen Reparatur- und Kontrollmechanismen entfällt, sollten bei jedem Genetiker, Zell- und Molekularbiologen die Alarmglocken schrillen.

Diese Effekte bringt laut den beiden Forscherinnen nur das vollständige Spike-Protein hervor, nicht einzelne Teile davon. Nun codieren die bisher als Impfstoffe verwendeten mRNAs für genau das das vollständige Spike-Protein 4, die mit Verabreichung in den Oberarmmuskel mit etwas Pech direkt in die Blutbahn gelangen, und von dort in den gesamten Körper, mit Glück „nur“ in die Lymphe, und von dort auch wieder in den gesamten Körper. Bedauerlicherweise wurden in den vorklinischen Tierversuchen beispielsweise mit Comirnaty (BNT162b2) von Biontech die Biodistribution, also wo und wie stark sich der Wirkstoff im Körper verteilt, und wann und wie wird er wieder ausgeschieden, nur mit einem Farbstoff-Gen gemacht, nicht mit der echten Spike-mRNA. 5

Die Beobachtungen werfen weitere wichtige Fragen auf: Gehen die Lipid-Nanopartikel mit der Spike-mRNA bei Impfung von Schwangeren über die Plazenta über in das ungeborene Kind? Werden die Lipid-Nanopartikel über die Muttermilch übertragen? Was macht der Verlust der DNA-Reparaturmechanismen in einem jungen Organismus, in dem Zellteilungsvorgänge den größten Teil des Grundumsatzes ausmachen?

Wären solche Effekte auch bei den aktuell entwickelten Totimpfstoffen zu erwarten?

Bei den bisher verabreichten mRNA- oder auch den Vektorimpfstoffen ist es für die Immunisierung zwingend notwendig, dass die mRNA in die Zelle gelangt und dort die Spike-Proteine von und in der Zelle hergestellt werden. Bei den Totimpfstoffen wie von Valneva (VLA2001, einem attenuierten Ganzvirus) oder von Novavax (NVX-CoV2373, Spike-Protein) ist dies nicht notwendig, da die zur Immunisierung notwendigen Epitope nicht zwingend in die Zellen gelangen. Dennoch sind auch hier umfangreiche Studien notwendig um sicher ausschließen zu können, dass diese Impfstoffe ebenfalls schwere Nebenwirkungen, auch auf zellulärer Ebene, haben.

Wie verhält sich das Risiko bei einer echten Infektion?

Das ist schwer zu sagen: Natürlich werden auch hier u.a. die Spike-Proteine direkt in den infizierten Zellen produziert, mit den oben erläuterten Nebeneffekten. Allerdings spielt sich die Infektion in den allermeisten Fällen in den Schleimhautzellen des Nasen- und Rachenraumes ab, sowie in den Epithelzellen der Alveolen in der Lunge. Diese Zellen zeichnen sich durch einen hohen Umsatz aus, d.h. werden sie im Zuge der Infektion nicht vom eigenen Immunsystem angegriffen, werden sie auch turnusgemäß schnell abgebaut und durch andere Zellen ersetzt. Letztlich wird man das in den nächsten Jahren durch statistische Erfassungen der Krebserkrankungen – gerade in den beschriebenen Geweben – sehen.

Fazit:

Sollten sich diese in vitro-Versuche und die hier beschriebenen Ableitungen daraus auch im Organismus als stichhaltig erweisen und das Spike-Protein tatsächlich krebserregend sein, wird es im Laufe der kommenden Jahre möglicherweise zu genau den Spätfolgen einer Impfung kommen, die der Fußballer Joshua Kimmich befürchtet, die es aber angeblich nicht geben könne. Dann würde sich die Einsicht einstellen, dass es besser gewesen wäre, die pharmazeutische Industrie und die sie vorantreibende Politik hätten sich doch ein paar Jahre mehr Zeit für Forschung und Entwicklung genommen, so wie bisher üblich. Nur ist es dann etwas spät.

Aus wissenschaftlicher Perspektive ist angesichts dessen jeder heutigen politischen Forderung nach Impfpflicht die Grundlage entzogen.

1 < Die Sache mit den „Langzeitfolgen“: Immunologe erklärt Kimmichs großen Denkfehler >, Focus Online 24.10.2021, „Langzeitfolgen“ verstehen viele falsch: Experte erklärt Kimmichs Denkfehler – FOCUS Online

2 ebd.

3 Viruses | Free Full-Text | SARS–CoV–2 Spike Impairs DNA Damage Repair and Inhibits V(D)J Recombination In Vitro | HTML (mdpi.com)

4 Comirnaty COVID-19 Vaccine (BioNTech – Pfizer BNT162b2) — Precision Vaccinations

5 November 8, 2021 Summary Basis for Regulatory Action – Comirnaty (fda.gov)

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