Ein Beitrag von Thomas Eisinger
Lesedauer 13 MinutenHast DU heute schon gesündigt? Hast du heute schon jemanden belogen, bestohlen oder gar umgebracht? Deinen Partner oder deine Partnerin betrogen oder deine Eltern nicht geehrt? Oder hast du Wurst oder Fleisch gegessen, ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor benutzt oder gar eine Flugreise gebucht? Spürst du die Schuld in dir, die Scham darüber, gesündigt zu haben? Und hast du zum Ausgleich Buße getan, um dein Gewissen zu entlasten?
Sünde erzeugt Schuld und Scham. Mächtige Gefühle, die entstehen, wenn ein Mensch gegen die Regeln und Normen seiner Religion oder die Moral seiner Gesellschaft verstößt. Schuld und Scham existieren nur im sozialen Kontext, in Gemeinschaften. Sie sind unentbehrlich, falls eine Gruppe von Menschen nicht im Chaos versinken soll. Seit Urzeiten werden religiöse und ethische Gebote und Regeln aufgestellt, niedergeschrieben und weiterentwickelt. Die heiligen Schriften der großen Religionen sind voll davon. Die großen ideologischen Konzepte ebenso.
Unabhängig von Religionen sind bestimmte Regeln universell, sie gelten in so gut wie jeder menschlichen Gemeinschaft: Du sollst nicht betrügen, stehlen, ehebrechen, morden, um nur ein paar zu nennen. Niemand würde bestreiten, dass diese Regeln für ein gutes Zusammenleben existenziell wichtig sind. Die psychische Evolution hat zur Unterstützung etwas erschaffen, das uns dabei hilft, die Normen einzuhalten, sodass wir Teil der Gemeinschaft bleiben können — was in den vergangenen 98 % der Menschheitsgeschichte überlebenswichtig war.
Freud nannte es das Über-Ich, jeder kennt es als das „Gewissen“. Es ist unser innerer Regulator, unser mehr oder weniger strenger Aufpasser, unser innerer Zensor, der uns dabei unterstützt, die Zahl der Übertretungen möglichst gering zu halten. Damit wir die Korrekturen unseres Gewissens auch ernst nehmen, hat die Evolution dafür gesorgt, dass die damit verbundenen Gefühle schmerzhaft sind. Weshalb wir sie möglichst vermeiden wollen, denn sie warnen uns vor schlimmen Konsequenzen: der Bloßstellung, dem Verlust des guten Rufes, dem Ausschluss aus der Gemeinschaft. So sind die allermeisten Menschen ehrlich bestrebt, Schuld und Scham zu vermeiden.
So weit, so hilfreich. Doch was, wenn die moralische Basis des Gewissens gezielt verändert wird? Die Grundeinstellung, der Sollwert, der sich über Jahrhunderte entwickelt hat, um ein gutes Zusammenleben zu ermöglichen? Wenn unsere inneren Antennen auf vollkommen neue Übertretungen ausgerichtet werden, die bisher überhaupt keine Rolle spielten, für unser Gewissen gar nicht existierten, wenn auf einmal ganz neue Sünden entstehen? Die Antwort ist naheliegend: Es entstehen neue Anlässe, die Schuld und Scham erzeugen. Was natürlich bedeutet, dass wir künftig versuchen werden, alles zu vermeiden, was diese negativen Gefühle in uns auslösen wird. Es ist ein unhinterfragter innerer Mechanismus, der letztlich zum Ziel hat, schmerzvolle Emotionen zu vermeiden.
„Aus Moral folgt unmittelbar Schuld. Denn kein Mensch ist in der Lage, jede Anweisung, jede Vorschrift und jedes Gebot dauerhaft — auch in Gedanken — einzuhalten. Früher oder später wird er oder sie sündig. Dafür wiederum haben wir das Amt für Schuld und Scham. Es ermöglicht Sühne, gewährt kurzzeitig Vergebung und sorgt so dafür, dass der Selbsthass nicht zu groß wird. Das ist unsere Fürsorge, unsere Form der Humanität“ (aus „Hinter der Zukunft“ von Thomas Eisinger, 2021, Dialog der Klimakanzlerin).
Was, wenn die Macht von Kirche und Religion schwindet?
Die Basis für Sünde, Schuld und Scham sind also die moralischen — religiösen — Regeln einer Gesellschaft. Sie wurden seit mehr als 2.000 Jahren vor allem durch die Religionen vorgegeben und vermittelt. Dies hat sich allerdings seit einigen Jahrzehnten in vielen Ländern massiv geändert. Die Bedeutung der christlichen Kirchen und des damit verbundenen Glaubens hat rapide abgenommen und mit ihr die Angst, als Sünder nicht in das Himmelreich zu gelangen. Dieses Versprechen, als wahrer Gläubiger und reuiger Sünder dereinst ins Paradies einzugehen, war und ist die größte Hoffnung für jeden Gläubigen. Wer würde nicht versuchen, die Regeln einzuhalten, um dieses Ziel — das ewige Leben — zu erreichen, obwohl wir alle schwach und sündig sind? Und zugleich ist es die größte Angst, durch eigene Sünden und Verfehlungen für immer in der Hölle zu schmoren.
„Der Glaube an die Sünde wird natürlich nicht nur aus Angst gelebt. Es kann für das Ego befriedigend sein zu glauben, dass die wirklichen Arschlöcher in unserer Welt die Ewigkeit damit verbringen werden, sich für ihre Übertretungen in einem Zustand ewiger Folter zu winden. Außerdem kann es sich sehr beruhigend anfühlen, in einer Welt, die ansonsten eine völlig grenzenlose und ergebnisoffene Improvisationsübung ist, in der es keine endgültigen Regeln oder Richtlinien gibt, eine Reihe von vorgeschriebenen Verhaltensregeln zu haben. Es kann sich sehr beruhigend anfühlen, eine Reihe von Richtlinien zu haben, nach denen man leben kann, für die man keine Verantwortung trägt und die einem von einer makellosen, allwissenden und allmächtigen Gottheit, die fundamental der Realität zugrunde liegt, von oben gegeben wurden“ (Caitlin Johnston, 3. April 2019, vom Autor übersetzt mit DeepL).
Was aber, wenn es immer weniger Gläubige gibt? Wenn diese ultimative Hoffnung des ewigen Lebens oder die gnadenlose Furcht vor dem Fegefeuer für Millionen nicht mehr existiert? Wie können diese Menschen dazu gebracht werden, all die Regeln und Normen einzuhalten? Wenn die Kirchen und Religionen ihre Macht verlieren, wer soll dieses Vakuum füllen? Wer springt in die Bresche, um künftig als moralische Instanz die Regeln zu definieren und deren Einhaltung zu überwachen?
Ein existenzielles Problem. Nicht für die Bürger, die kämen mit weniger Regeln gut zurecht. Das Problem stellt sich für diejenigen, die stets die Kontrolle behalten wollen. Für diejenigen, die seit Ewigkeiten das Ziel verfolgen, durch Kontrolle der Massen die Herrschaft ihrer winzigen Minderheit zu sichern. Das ist nichts Neues, es war im alten Ägypten nicht anders als im antiken Rom oder im Mittelalter. Die Mittel bestanden vornehmlich aus Gewalt und Zwang sowie kirchlich-geistlicher Lenkung. Doch diese Mittel sind nicht mehr zeitgemäß, zu aufgeklärt, wohlhabend und individualisiert ist die Mehrheit in unseren Demokratien. Wie also die Kontrolle aufrechterhalten?
Das Naheliegendste war und ist die Angst. Viel mussten wir seit Ende des letzten großen Krieges erleiden; es scheint wie ein Wunder, dass es uns noch immer so gut geht: die Gefahr des Kommunismus, des Atomkrieges, des Waldsterbens, des Ozonlochs, der Viren (Vogel-, Schweinegrippe, BSE et cetera), des Terrorismus, des Klimawandels und vieles andere mehr, leider sehr aktuell COVID und der Krieg in der Ukraine. Das soll nicht bedeuten, dass diese Gefahren nicht existierten und existieren, doch erst die oft extreme Übersteigerung der Gefahr sowie das unerbittliche mediale Dauerfeuer waren ausschlaggebend dafür, dass die Ängste bei jedem wirklich im Innersten ankamen. Dass sie tatsächlich gefühlt und nicht nur von der Vernunft begriffen wurden. Denn nur eine tief empfundene Furcht macht Veränderungen im Verhalten und in den Grundeinstellungen möglich. Doch so hart es nun klingen mag: Wie wir alle wissen, kann man Virenangst und Kriegsangst nicht für Jahrzehnte aufrechterhalten. Im Normalfall enden „Pandemien“ und Kriege nach einer gewissen Zeit. Und mit ihnen die Angst. Womit wir wieder am Anfang unserer Fragestellung wären: Wie kann die Bevölkerung kontrolliert werden, wenn sie keine akute Angst hat? Die Antwort lautet: durch starke Gefühle von Schuld und Scham.
Der Mensch möchte gut sein
Während es für die Aufrechterhaltung von gesellschaftsweiter Angst stets äußerer Gefahren bedarf, sorgt unser Gewissen, wie oben gezeigt, beständig für Denk-, Rede- und Verhaltensweisen, die uns vor sündhaften Übertretungen bewahren. Wir besitzen einen inneren Regulator, der unser tägliches Reden und Handeln abgleicht mit den abgespeicherten Normen. Doch wie lässt sich das Gewissen von Millionen oder gar Milliarden von Menschen gezielt verändern? Die Antwort mag überraschen: durch ein Motiv, das so gut wie allen Menschen innewohnt, das stärker ist als vieles andere — wir wollen gut sein.
Der Mensch möchte gut sein. Wenngleich es eine Vielzahl anderslautender Aussagen gibt, so lässt sich diese Aussage sehr schnell überprüfen, in dem man ausnahmsweise nicht die Medien oder Google befragt, sondern die eigene Erfahrung. Wie viele Menschen kennen Sie, liebe Leserin, lieber Leser, die wirklich böse sind? Es geht hier nur um eigene, persönliche Erfahrung, nicht um Medienberichte über andere. Ist es nicht eher so, dass die Menschen, die Sie, die wir kennen, am liebsten ein friedliches Leben führen wollen, keine gezielten Bosheiten planen und sich für Kinder, Tiere, Vereine, soziale Einrichtungen und anderes engagieren? Ausführlich ist dieser Sachverhalt im Buch „Im Grunde gut“ von Rutger Bergmann beschrieben. In Notsituationen steht man sich gegenseitig bei, bei Unfällen wird Hilfe geleistet, die Spendenbereitschaft ist beständig hoch und so weiter. Der Mensch ist keineswegs „des Menschen Wolf“, sondern ein äußerst soziales Wesen.
Wie kommt es also, dass wir ständig der Meinung sind, es wäre ganz anders? Was würden wir denken, wenn es die Ursünde von Adam und Eva nie gegeben hätte? Wie wäre unser Eindruck von unseren Mitmenschen, wenn es keine Medien gäbe? Wie würde unsere Lebenseinstellung sich verändern, wenn wir unsere Mitmenschen viel eher für gut statt für sündig und böse halten würden?
Diese Frage stellten sich vermutlich auch die Mitglieder des Club of Rome, einer von Multimillionären und Milliardären gegründeten Initiative, die 1972 den Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ veröffentlichte. Nur am Rande sei erwähnt, dass sich praktisch keine einzige der Schreckensprognosen erfüllt hat, obwohl heute weit mehr Menschen die Erde bevölkern als damals erwartet. Nach dem großen Aufruhr, der mit dem Bericht erzeugt wurde, erschien 1991 ihr Buch „Die erste globale Revolution“, in dem diese Aussage enthalten ist:
„Der gemeinsame Feind der Menschheit ist der Mensch.“
„Auf der Suche nach einem gemeinsamen Feind, gegen den wir uns vereinen können, sind wir auf die Idee gekommen, dass Umweltverschmutzung, die drohende globale Erwärmung, Wasserknappheit, Hungersnöte und Ähnliches dafür infrage kommen. In ihrer Gesamtheit und ihren Wechselwirkungen stellen diese Phänomene tatsächlich eine gemeinsame Bedrohung dar, der wir uns alle gemeinsam stellen müssen. Aber wenn wir diese Gefahren als Feind bezeichnen, tappen wir in die Falle, vor der wir bereits gewarnt haben, nämlich Symptome mit Ursachen zu verwechseln. Alle diese Gefahren sind durch menschliche Eingriffe in natürliche Prozesse verursacht und können nur durch veränderte Einstellungen und Verhaltensweisen überwunden werden. Der wahre Feind ist also der Mensch selbst“ (zum Beispiel hier, im englischen Original am Ende des Artikels).
Damit sind wir auf der Zielgeraden. Der Mensch selbst ist der Feind, den es zu bekämpfen gilt. Dies war der Startschuss für das „Global Warming Movement“, die weltweite Aktivierung der Gefahr des Klimawandels. Doch wie sollte daraus eine Bewegung werden, mit der sich die Menschen lenken und kontrollieren lassen? Das Klima hat sich bekanntlich schon immer verändert, niemals in der Erdgeschichte war es konstant. Der Nordpol war öfter eisfrei, als dass er eine Polkappe trug. Wie um alles in der Welt sollte der Mensch damit in Zusammenhang gebracht werden? Vor allem: Wie sollte ein einzelner Mensch auf die Idee gebracht werden, er selbst wäre in der Lage, das Weltklima durch sein Verhalten zu beeinflussen?
Eine einzige Annahme genügt
Die Antwort kennt heute jeder, vor 30 Jahren hätte sie noch niemand gewusst. Es ist natürlich das CO2. Ein Gas, das in unserer Atemluft enthalten ist, mit einem Anteil von 0,04 Prozent. Das gleichzeitig für die Pflanzen auf unserem Planeten so lebenswichtig ist wie für uns der Sauerstoff. Eine einzige Annahme war nötig, um den Zusammenhang herzustellen, das Spurengas erzeuge den sogenannten Treibhauseffekt. Es hindert einen kleinen Teil der Wärme, in den Weltraum abzustrahlen. Dies ist das einzige Argument dafür, dass der Mensch durch seine Tätigkeit hier auf Erden ursächlich verantwortlich ist, dass sich das Klima verändert. Diese Annahme kann prinzipiell weder bewiesen noch widerlegt werden, da das Klimasystem dazu viel zu komplex ist. Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC, Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen) selbst spricht von „mehrfach gekoppelten nichtlinearen Gleichungen“, die es grundsätzlich unmöglich machen, Berechnungen durchzuführen. Ein populäres Beispiel für eine nichtlineare Gleichung ist der sogenannte Schmetterlingseffekt, ein Bild dafür, dass minimale Veränderungen maximale Auswirkungen haben können.
Das Klimasystem besteht — laut IPCC — aus einer ganzen Reihe solcher Systeme, die alle aufeinander einwirken, sich gegenseitig beeinflussen.
Da es nicht berechenbar ist, wird versucht, mit Simulationen dem Ganzen auf die Spur zu kommen. Das sind die Klimaprognosen, die jeweils veröffentlicht werden.
Interessanterweise war in den vergangenen 30 Jahren nicht eine einzige Modellrechnung in der Lage, den tatsächlichen Verlauf der Klimaentwicklung vorherzusagen. Dennoch werden unverdrossen die dramatischsten Annahmen publiziert, nie die wahrscheinlichsten. Denn nur so kann das eigentliche Ziel erreicht werden: eine globale massive Verhaltensänderung.
Die Erschaffung der Neuen Moral
Womit wir wieder am Ausgangspunkt wären: Wie lässt sich Verhalten im großen Maßstab verändern? Durch die Veränderung der Moral, wie wir nun wissen. Und hier läuft alles zusammen.
Das neue erste Gebot unserer Zeit lautet dementsprechend: Du sollst kein CO2 produzieren. „Der Planet sandte sein Klima, um uns zur Umkehr zu bewegen. Nur durch radikale Entsagung werden wir uns von unseren Klimasünden befreien können.“ So in etwa könnte ein Glaubensbekenntnis lauten. Flugscham, Fleischscham, Lebensscham, Klimasünde, Klimaleugner: Allein das Vokabular zeigt, dass es hier nicht um rationalen Diskurs geht, sondern um moralisch, ja geradezu religiös aufgeladene Verfehlungen. Denn da, wo nichts mehr hinterfragt werden kann — „alle sind sich einig“ —, gibt es keinen prinzipiellen Unterschied mehr zum nicht hinterfragbaren Wort Gottes. Es handelt sich um ein geschlossenes System, dessen Axiome jenseits jeder Diskussion stehen. Daher auch die Begriffe Sünde, Schuld, Scham, Leugner — es ist die moralische Einteilung der Welt in Gut und Böse.
Wir selbst sind nun gefordert, diese Schuld zu sühnen. Der Planet hat unsere Generation als das Lamm auserwählt, wir sind das Agnus Dei der Jetztzeit, das diese monströse Sünde auf sich nimmt“ (Thomas Eisinger, „Hinter der Zukunft“, 2021).
CO2 als alleinige Ursache der Klimaveränderungen ist undiskutierbar geworden, jeder Zweifel wird mit dem Argument „97 Prozent der Wissenschaftler haben es bestätigt“ niedergeschlagen. Dass diese Zahl auf übelster Fälschung — siehe Erläuterung am Ende des Artikels — beruht, kann an vielen Stellen nachgelesen werden. Doch selbst wenn es so wäre, es wäre das Gegenteil von Wissenschaft. Denn das wissenschaftliche Prinzip besteht nicht aus Abstimmungen unter Forschern, sondern aus Theoriebildung, Experiment, Widerlegung und Verfeinerung. Umso erstaunlicher ist es, dass das einzige ursächliche Argument, die Wirkung des CO2 auf die Klimaentwicklung, nicht diskutiert wird — nicht diskutiert werden kann. Diese Tatsache allein — ohne irgendetwas anderes zu kennen oder zu wissen — ist eindeutiger Beweis dafür, dass es nicht um Erkenntnis geht, sondern um etwas anderes!
Denn jedes Denkverbot, jedes Tabu, ist eindeutig eine Ausgeburt von Macht und Ideologie. Wer die Macht hat, unsere moralischen Grundlagen zu verändern, ist mächtiger als der Herrscher über Armeen. Die Erschaffer der Neuen Moral haben sich einen unbezahlbaren strategischen Vorteil gesichert: Sie selbst stehen — scheinbar — auf dem Gipfel der höchsten Moral! Von dort aus muss mit niemandem diskutiert werden, schon gar nicht über Sachfragen, denn jeder Einwand zeigt nur die Minderwertigkeit des anderen Standpunktes.
Es ist der absolute Sieg der Gesinnungsethik über die Verantwortungsethik.
„In vielen Debatten haben Emotionen und der Verweis auf die richtige Moral die diskursive Vorherrschaft erlangt und evidenzbasiertes und sachliches Diskutieren abgelöst. Eine Debatte gewinnt man nicht mehr mit Zahlen und Fakten, sondern mit der richtigen Haltung“ („Produktives Streiten“, Giordano-Bruno-Stiftung).
Damit ist es nur konsequent, die abtrünnigen Wissenschaftler, Politiker, Journalisten, Bürger mit den hinlänglich bekannten abwertenden Begriffen zu bedenken: Rechte, Verschwörungserzähler, Schwurbler, Leugner et cetera. Und es ist angemessen, ihnen jede Form der öffentlichen Diskursmöglichkeit zu verwehren, wie zum Beispiel die Kündigung von Auftrittsorten, selbst wenn die Hallen bereits ausverkauft sind (Daniele Ganser, EIKE Klima und andere). Es ist ebenfalls angemessen, sie aus ihren Jobs zu entfernen, ihren Ruf zu zerstören oder ihre Wohnungen zu durchsuchen. Denn nichts und niemand hat das Recht, diejenigen anzugreifen, die auf dem Gipfel der Moral thronen, das „Gute“ selbst verkörpern.
Wo es absolute Wahrheit gibt, da kann es keinen Widerspruch geben
So gelingt es, die große Klimaerzählung rein zu halten. Jeder Zweifel könnte das nur auf einer einzigen These aufgebaute Moralgebäude ins Wanken bringen. Das wäre das Schlimmste, was geschehen könnte. Deshalb werden unzählige Narrativreiniger beschäftigt — im Volksmund: Faktenchecker —, die nur eine einzige Aufgabe haben: die Erzählung des ewig bösen und klimasündigen Menschen aufrecht zu erhalten. Und es funktioniert. Denn ganz ohne Einsatz von physischer Gewalt verändern die Bürger ihr Verhalten in gewünschter Weise. Sie passen sich an, um dem öffentlichen Druck auszuweichen. Sie rechtfertigen sich, verändern Denk-, Rede-, Konsum-, Ess- und Reiseverhalten. Sie prangern andere „Sünder“ an und üben sich gleichzeitig in Doppelmoral.
Doch unwidersprochen bleibt die Prämisse: Der Mensch ist der Schädling, der das Klima zerstört. Deshalb werden die strengsten Vorgaben sogar von vielen noch begrüßt. Und der Ablasshandel blüht bereits: CO2-Ausgleich für Flüge, für Einkäufe bei eBay, die CO2-Limits für Autos, und gerade beginnt es bei Lebensmitteln. All das erinnert nicht nur an den Ablasshandel im Mittelalter, es ist sogar dasselbe Prinzip: Durch Zahlung von Geld kann man sich von seinen „Sünden“ befreien. Demnächst ist mit einer Diskussion über ein persönliches CO2-Monatsbudget zu rechnen. Aller Voraussicht nach wird die Auseinandersetzung so gelenkt werden, dass nicht über die Sinnhaftigkeit des Ganzen gestritten wird, sondern darüber, ob es 3, 5 oder 6 Tonnen pro Monat sein dürfen.
Es sei hier klargestellt, dass „Klimaschutz“/CO2-Vermeidung absolut nichts mit Umweltschutz zu tun hat. Während der Schutz der Natur, unserer Lebenswelt, unbedingt notwendig ist und hier noch sehr viel zu tun bleibt, schaden gleichzeitig viele der „Klimamaßnahmen“ der Umwelt. Windräder vernichten Insekten und Vögel und trocknen die Böden aus; Getreide für Biosprit raubt wertvolle Anbauflächen für Nahrungsmittel; Maisanbau für Biogasanlagen führt zur Auslaugung der Böden und massivem Pestizideinsatz und so weiter. Es ist wichtig, hier stets klar zu trennen: Dient eine Maßnahme der Umwelt oder der CO2-Reduktion?
Wer also ist von dieser fundamentalen Umwälzung unserer Gesellschaft betroffen? Es sind diejenigen, die es sich nicht oder kaum leisten können, die künftigen Preise für die CO2-Abgabe und den Nachkauf des persönlichen Budgets zu bezahlen. Die „Überflüssigen“, wie sie vom Chefideologen des World Economic Forum (WEF) Yuval Harari genannt werden. Die Besitzer von Superjachten, Privatjets und mehreren Häusern an den schönsten Orten dieses Planeten werden nicht betroffen sein. Denn sie sind es selbst, die sich all das ausgedacht haben. Die uns tagtäglich ihre Doppelmoral vorführen, das Gegenteil dessen tun, was sie von den „Überflüssigen“ verlangen, weil sie wissen, ihnen kann nichts geschehen. Die Einpflanzung der neuen Klimamoral ist bereits so weit fortgeschritten, dass die Masse freiwillig den Preis bezahlen wird. Nicht nur freiwillig, sondern in der festen Überzeugung, etwas Gutes zu tun, denn sonst sind wir die letzte Generation. Tragischerweise glauben die jugendlichen Aktivisten tatsächlich, dass sie auf der Seite der Guten stehen — obwohl sie von den schamlosen Milliardären für ihre Aktionen bezahlt werden. Nichts könnte falscher sein.
Was folgt aus dieser Betrachtung? Der erste Schritt ist die Bewusstmachung der Hintergründe: Auf einer einzigen, unbeweisbaren Annahme beruhend wird versucht, unser gesamtes Leben umzusteuern. Der zweite Schritt: die eigene Position dazu finden, selbst Informationen recherchieren, das Hinterfragen eigener moralischer Vorstellungen. Nicht ganz einfach, da die öffentliche Moral täglich über die Medien auf jeden Konsumenten einströmt. Hier ist Ehrlichkeit, Selbstbewusstsein und Mut wichtig. Wagt man es , die scheinbare Mehrheitsmeinung nicht zu teilen, kritisch zu hinterfragen? Der dritte Schritt erfordert noch mehr Mut: im Gespräch mit anderen zu der eigenen Auffassung zu stehen.
Dies bedeutet das Risiko der Ausgrenzung, Verurteilung, Ablehnung. Hier hilft eine wertschätzende Art der Kommunikation, der Respekt vor der Meinung anderer und — falls möglich — ein offenes Herz. Und viertens: die Einsicht, dass man nicht das Recht hat, andere von ihrer Sichtweise abzubringen. Das ist vielleicht der schwerste Part.
Doch mit Sicherheit wird die Schulung des eigenen Mutes, der nötig ist, um dem in allen Winkeln lauernden Konformitätsdruck zu widerstehen, eine der wichtigsten Entwicklungsaufgaben für die Zukunft sein.
Im Gegenzug lockt eine große Belohnung: die wachsende Fähigkeit, sich der äußeren Manipulation und seiner inneren Vorgänge mehr und mehr bewusst zu werden, Optionen zu entwickeln, sich von unbewussten Indoktrinationen abzukoppeln. Denn eines kann einem niemand nehmen, wie Victor Frankl so treffend formulierte: „Alles kann man einem Menschen nehmen, außer seine letzte Freiheit: seine persönliche Haltung in jeder Situation selbst zu wählen.”
Wie wäre es mit einer mächtigen Gegenbewegung, nach dem Motto: #stophumanbashing?
Quellen/Anmerkungen:
Original Textpassage des Club of Rome:
The common enemy of humanity is Man
„In searching for a common enemy against whom we can unite, we came up with the idea that pollution, the threat of global warming, water shortages, famine and the like, would fit the bill. In their totality and their interactions these phenomena do constitute a common threat which must be confronted by everyone together. But in designating these dangers as the enemy, we fall into the trap, which we have already warned readers about, namely mistaking symptoms for causes. All these dangers are caused by human intervention in natural processes, and it is only through changed attitudes and behaviour that they can be overcome. The real enemy then is humanity itself.“
Zu den viel zitierten 97 Prozent Konsens: https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/8/2/024024.
Alle Studien (66,4 Prozent), die keine Aussage zu „menschengemachtem Klimawandel“ lieferten wurden einfach aussortiert, sodass die restlichen 33,6 Prozent natürlich Übereinstimmung zeigten. Außerdem wurde nicht untersucht, ob die verbleibenden Studien 10 Prozent, xx Prozent oder 100 Prozent Anteil des Menschen annahmen. Es ist also ein vollkommener Schwindel:
„We analyze the evolution of the scientific consensus on anthropogenic global warming (AGW) in the peer-reviewed scientific literature, examining 11 944 climate abstracts from 1991–2011 matching the topics ‚global climate change‘ or ‚global warming‘. We find that 66.4% of abstracts expressed no position on AGW, 32.6% endorsed AGW, 0.7% rejected AGW and 0.3% were uncertain about the cause of global warming. Among abstracts expressing a position on AGW, 97.1% endorsed the consensus position that humans are causing global warming.”
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Rubikon:
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