Gastbeitrag von Sven Nicke
Der Text wurde mit Genehmigung des Autors von Respekt Plus aus Österreich übernommen.
Lesedauer 11 MinutenViele Eltern waren erleichtert, als Herr Faßmann, Bundesminister für Bildung, die Wiedereröffnung der Schulen verkündete:1 Endlich können die Kinder wieder in die Schule gehen und ihr normales Leben führen, endlich werden die Eltern werden von der Doppelbelastung aus Homeoffice und Kinderbetreuung daheim befreit. Also alles super. Oder?
So verständlich der Wunsch der Eltern, von dieser Bürde befreit zu werden, auch sein mag, so leichtfertig und naiv erscheint mir zugleich das Vertrauen, das die Eltern in die Schule setzen. Warum? Viele Eltern scheinen sich keine großen Gedanken darüber zu machen, wie sich die Covid-19-Schulverordnung auf ihre Kinder mittel- und langfristig auswirken könnte. Auf von mir geäußerte Zweifel an den Maßnahmen höre ich oft Reaktionen wie: „Ois ned so wüd!“ oder „Jo eh, aber es kommt halt darauf an, wie du’s deinem Kind vermittelst.“
Wie lernt ein junger Mensch Orientierung?
Kinder und junge Erwachsene haben Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge sowohl ihrer Eltern als auch der damit beauftragten Pädagoginnen und Pädagogen, um körperlich, psychisch und sozial unbeschadet in diese Welt hineinwachsen zu können. Dies gilt so lange, bis sie als mündige Bürger eigenständig zu Ihrem eigenen Besten entscheiden können. Bis dahin sind Eltern und Pädagogen in der Pflicht.
Theoretisch gibt es zwei Wege, mein Kind vor Unbill in dieser Welt zu schützen. Weg 1: Ich schirme mein Kind durch Beobachtung und kontrollierende Eingriffe – wenn nötig bis zur Isolation – von der Welt ab, um deren schädliche Einflüsse von ihm fernzuhalten.
Weg 2: Ich bringe meinem Kind bei, wie es sich sicher und erfolgreich in der Welt zurechtfinden kann, damit es schwierigen Situationen künftig selbst immer bessere Antworten entgegensetzen kann. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir zugeben, dass der zweite Weg der weitaus förderlichere, praktikablere und realistischere ist.
Was sollte ein Kind lernen, damit es sich sicher und zu seinem eigenen Wohlergehen in der Welt orientieren kann? Zum einen muss es deren ausgesprochene (und unausgesprochene) Spielregeln kennen und verstehen lernen: Wer von den Normen menschlichen Zusammenlebens und wissenschaftlicher Vernunft nichts versteht, ist schnell raus aus dem Spiel. Zugleich aber muss das Kind ein sehr klares Wissen von sich selbst und dem haben, was seinem Wohlbefinden förderlich ist, und was nicht. Dieser zweite Punkt ist essentiell: Wer nicht weiß, was gut für ihn ist, wird sich kaum je in der Welt orientieren können.
Wie lernt ein junger Mensch Orientierung? Er tut es, indem er in Auseinandersetzung mit der Welt und den Anderen und zugleich im fühlenden Kontakt mit den ihm innewohnenden Impulsen und Gedanken Erfahrungen im Entscheiden und im Handeln sammelt. Indem er erlebt, dass er auf sein Umfeld positiv einzuwirken vermag, gewinnt er Vertrauen in sich selbst und seine Mitwelt. Dies nenne ich Selbstbestimmtheit oder Autonomie. Nur wenig schwächer als das elementare Bedürfnis nach Sicherheit und Schutz – der durch die Mutter repräsentierte Überlebensinstinkt – ist das Bedürfnis, die Welt zu erkunden, ihr zuzugehören, sie aktiv mitzugestalten. Auch diese Impulse sind für das spätere (Über-)Leben in der Welt unabdingbar.
Indem der heranwachsende Mensch sich selbst als Handelnden erlebt, erfährt er, wer er ist und was er will. Über dieses Erleben formt er eine Identität, die es ihm erlaubt, sich als selbstbestimmter und verantwortungsvoller Gestalter seines eigenen Lebens zu behaupten. Er wird stark und handlungsfähig im Umgang mit sich, den Anderen und der Welt. „Stark“ heißt hier übrigens nicht, im Fitnessstudio Eisen zu verbiegen. Ich meine: Innerlich stark.
Sechs pädagogische Merksätze, um Missbrauch vorzubeugen
Was kann diese positive Entwicklung der Identität negativ beeinträchtigen oder gar verhindern? Wird die Autonomie des Kindes, also die Fähigkeit, über sich selbst bestimmen zu können, massiv beschädigt, kann es zu sogenannten traumatischen Erfahrungen kommen, die es dem Kind fortan schwer bis unmöglich machen, in positiven Kontakt mit sich selbst und der Welt zu treten. Dies kann durch besonders schmerzhafte und dramatische Einzelereignisse im Leben des Kindes geschehen, aber auch durch regelmäßig sich wiederholende Verletzungen der kindlichen Autonomie.2 Besonders deutlich wird dies am Beispiel des sexuellen Missbrauchs: Kinder haben gegenüber den Tätern und Täterinnen keine Chance, ihre Selbstbestimmung zu behaupten. Denn entweder können sie sich körperlich nicht gegen Übergriffe zur Wehr setzen oder sie sind derart manipuliert worden, dass sie gar nicht verstehen, was mit ihnen geschieht. Bei letzterem bleibt eine diffuse psychische Verstörtheit bestehen, die im späteren Leben schwere psychische Leiden verursachen kann. Dies gilt sowohl für dramatische Einzelereignisse als auch sich ständig wiederholende scheinbar niederschwellige Situationen.
Bisher galt es als selbstverständlich, Kinder vor derartigen Übergriffen zu schützen. Über ihre Eltern oder die präventive Sexualpädagogik der Bildungseinrichtungen lernen Kinder daher von früh an folgende Grundsätze 3:
- Mein Körper gehört mir! Hierzu gehört Körperwissen und das sprachliche Vermögen, es auszudrücken.
- Ich vertraue auf mein Gefühl! Meine Gefühle sind wichtig und richtig, ich darf ihnen vertrauen.
- Ich habe das Recht, NEIN zu sagen, wenn es um meinen Körper, meine Seele geht.
- Es gibt angenehme und unangenehme Berührungen. Angenehme Berührungen können unangenehm werden und dann sage ich STOP!
- Es gibt gute und schlechte Geheimnisse. Schlechte Geheimnisse darf ich weitersagen, das ist kein Petzen!
- Ich darf mir Hilfe holen!
In meinen Augen ist der Umgang mit den Körpern und Psychen der Kinder im Rahmen der Covid-19-Maßnahmen ebenfalls missbräuchlich. Dabei geht es mir nicht darum, diese Maßnahmen mit sexuellem Missbrauch gleichzusetzen und diesen dadurch zu verharmlosen. Strukturell aber komme ich aber nicht umhin, eine gewisse Parallelität zu erkennen.
Pädagogik im Ausnahmezustand?
Messen wir die durch die Covid-19-Maßnahmen geschaffene Realität an den Schulen an den oben formulierten Grundsätzen, ergibt sich folgendes Bild:
1. Mein Körper gehört mir – „Ja, schon, aber wenn ich weiterhin mit meinen Klassenkameraden zusammen sein will, muss ich zulassen, dass mir ein Stäbchen tief in die Nase eingeführt wird oder ich werde gezwungen, diese Handlung an mir selbst auszuführen. Ich kriege zwar nur sehr schlecht Luft unter meiner Maske, aber ich muss sie tragen, sonst meckern alle.“
Sie sollten wissen, dass es sich beim Test um einen invasiven medizinischen Eingriff handelt, für den laut Beipackzettel weder das Kind noch die Lehrperson noch Sie ausgebildet und ausgerüstet sind, der nicht zu diesem Zweck entwickelt wurde und bei dem für auftretende Schäden niemand haftbar gemacht werden kann. Es handelt sich dreimal wöchentlich um eine erzwungene Selbstverletzung der Nasenschleimhaut, denn nur so kann reguläres Probenmaterial entnommen werden. Die mittelfristigen Folgen können Entzündungen in der Nasenschleimhaut und ein vereinfachtes Eintreten von Bakterien und Viren über die Nase sein. Wenn Sie den Test manipulieren, indem Sie Ihrem Kind sagen, es möge ihn nicht richtig durchführen, helfen Sie zwar Ihrem Kind, sorgen aber gleichzeitig dafür, dass die sinnlose Testerei immer weiter geht und die Ergebnisse vollkommen unzuverlässig sind. Die Pharmaindustrie freut sich, dass Sie den Körper Ihres Kindes für dieses Bombengeschäft, dem Sie durch Ihre Unterschrift freiwillig zugestimmt haben, zur Verfügung stellen. Wie? Das haben Sie nicht freiwillig getan? Ihr Kind müsste sonst zu Hause bleiben und dürfte nicht die Schule besuchen? Wie finden Sie das eigentlich? Ist das nicht Nötigung nach §105 StGB? Verstößt das nicht gegen das Recht Ihres Kindes auf Bildung? Und die Bildungsdirektionen und Herr Faßmann spielen da mit?
Auch die Maske stellt einen tiefen Eingriff in die autonome Selbstbestimmung Ihres Kindes über seinen eigenen Körper dar. Würden Sie Ihr Kind rundheraus fragen, ob es lieber Maske tragen würde oder nicht, wenn es sich frei(!), also autonom, äußern könnte, was würde es eigentlich sagen?
2. Meine Gefühle sind wichtig und richtig, ich darf ihnen vertrauen – „Ich habe solche Angst, in die Schule zu gehen. Aber Mami und Papi wollen so sehr, dass ich wieder in die Schule gehe. Ich mag nicht hingehen, aber ich will natürlich, dass Mama und Papa glücklich und stolz sind.“ Oder: „Ich fühle mich eigentlich ganz gesund, aber genau weiß ich es natürlich erst, wenn das Testergebnis da ist. Hoffentlich bin ich negativ! Was werden die anderen sagen, wenn der Test positiv ist? Bin ich dann gefährlich? Oder schlecht?“
Die eigenen Bedürfnisse und Gefühle wirklich wahrzunehmen und benennen zu können, ist eine der schwierigsten Aufgaben für Heranwachsende und Erwachsene, und bleibt es oft ein Leben lang! Dafür müssen sie in Kontakt mit ihrem Körper und ihren Gedanken sein. Dies erfordert Ruhe und Introspektion (die Fähigkeit, in sich hineinzuspüren), zwei Geheimnisse der Selbststeuerungsfähigkeit. Was passiert, wenn ich nicht mehr lerne, auf meinen Körper und meinen Geist, auf den Schmerz und andere unangenehme Gefühle und Gedanken zu hören, die sie mir zusenden, um mir etwas mitzuteilen? Wenn ich anfange, dem Test mehr zu vertrauen als meiner Selbstwahrnehmung über meinen Gesundheitszustand, der Wetter-App mehr als dem Blick aus dem Fenster, dem Navi mehr als der Landschaft, der Smartwatch mehr als meinem aktuellen Körpergefühl, den Geschichten in Zeitungen und im Internet mehr als meinem eigenen Urteilsvermögen und meinen eigenen Untersuchungen?
Nun, dann lasse ich mir in zunehmendem Maße von außen vorschreiben, wie es um mich steht. Nicht ich stelle fest, wie es mir geht, sondern der Test. Neu ist dabei, dass die Fremdsteuerung bis in die intimsten Bereiche meines Körpers, ja, in meinen Gesundheitszustand selbst hineinreicht, indem ich, ohne groß darüber nachzudenken, direkte physische Eingriffe an mir zulasse. Zugleich wird dabei etwas sehr Privates und Intimes öffentlich gemacht, etwas, das vorher eigentlich nur meinem Vertrauensarzt und mich selbst etwas anging. Kinder lernen so, ihren eigenen Wahrnehmungen nicht mehr zu vertrauen, auf keinen Fall lernen sie aber, sich selbst zu steuern.
3. Ich habe das Recht, NEIN zu sagen, wenn es um meinen Körper geht! – „Aber ich muss und will doch zur Schule, auch, wenn das Stäbchen mir wehtut und mir unter Maske so schwindelig wird, dass ich mich gar nicht mehr konzentrieren kann!”
Natürlich kooperieren Kinder, wenn die Erwachsenen, auf deren Verantwortungsgefühl und Urteilsvermögen sie angewiesen sind, ihnen erklären, dass sie sich an alles halten müssen, was die Schule ihnen abverlangt. Kinder wollen gut sein und sind in der Lage, ihre Bedürfnisse und Gefühle für diesen Zweck über lange Zeit hinweg zu unterdrücken. Zumal, wenn sie ständig gesagt bekommen, wie schlimm derzeit alles sei. Das Kind wird in den inneren Konflikt gebracht, zwischen der Berechtigung auf Ausdruck und Berücksichtigung seiner Gefühle einerseits und der Kooperation mit den Menschen, von denen es sehr abhängig ist (Mama, Papa, Lehrerin) andererseits wählen zu müssen. Wie würden Sie sich entscheiden, wenn Sie zwischen Überleben und freiem Selbstausdruck wählen müssten? Und was macht das mit der Fähigkeit Ihres Kindes, sich selbst steuern zu lernen? Langfristig spalten die Kinder diese Gefühle ab, um ihr Überleben zu sichern, d.h. sie verdrängen, dass diese Dinge ihnen körperlich oder seelisch wehtun, ihren Bedürfnissen und Gefühlen entgegenlaufen. Ihr Kind „vergisst“, dass es eigentlich eigene Bedürfnisse hat und die Erwachsenen freuen sich, wie brav und vernünftig der liebe Bub in dieser schwierigen Zeit ist. Die Rechnung kommt ein paar Jahre später, aber seien Sie sicher: sie kommt! In Form unguter Lebensentscheidungen, in Form von Neurosen, Selbstverlust, Depression, Selbstzweifel, Hilflosigkeit etc. – je nach Schwere der erzwungenen Anpassung.
4. Es gibt angenehme und unangenehme Berührungen! Angenehme Berührungen können unangenehm werden und dann sage ich STOP! – „Stop sagen? Ich? Auf keinen Fall, denn dann kann ich ja nicht mehr zur Schule gehen, meine Freunde nicht mehr sehen und meine Eltern wären unzufrieden mit mir. Besser, ich beiße die Zähne zusammen und halte durch!“
Das Kind duldet den unangenehmen Eingriff in seine körperliche Autonomie gegen seine eigenen Gefühle, seine eigene Meinung, sein besseres Wissen. Die körperlichen Übergriffe durch Test, Maske, Handhygiene und Bodenmarkierung werden dabei durch das staatliche Hilfspersonal überwacht, das als Autorität daneben steht und gar nicht viel zu sagen braucht, um das erwünschte Verhalten durchzusetzen. Es handelt sich sogar um eine doppelte Kontrolle: Hier die soziale Kontrolle durch die anwesenden Mitschüler, die mich mobben könnten, sollte ich mich der öffentlichen Testung verweigern (wurde nicht einmal erlassen, Lehrer*innen sollten aus Datenschutzgründen den Klassenspiegel bei Schularbeiten nicht mehr an die Tafel schreiben? Und jetzt das!); dort – und das ist noch schwerwiegender – die Kontrolle durch das Lehrpersonal, das Kraft seiner Autorität die Durchführung der Tests einfordert. Ist es darin ausgebildet, diese Tests anzuleiten? Nein. Ihre einzige Funktion ist aufzupassen, dass wirklich ALLE den Test ordentlich durchführen! Und wer es nicht „ordentlich“ macht? Dem wird „geholfen“. NEIN sagen, wenn es sich nicht gut anfühlt? Bist deppat? Sagt denn Papa auf der Arbeit NEIN zu Teststraßen und Impfungen? Nein, er ist schließlich abhängig von seinem Arbeitgeber.
Das berühmte Milgram-Experiment hat bewiesen, dass selbst eine erwachsene Person nicht mehr als der autoritären Anweisung „Fahren Sie bitte fort“ bedarf, um einer im Nebenraum befindlichen Person tödliche 400 Volt starke Stromschläge zu verabreichen. Wird ihr Kind also ganz ehrlich STOP sagen, wenn es ihm mit den Maßnahmen nicht gut geht?
5. Es gibt gute und schlechte Geheimnisse. Schlechte Geheimnisse darf ich weitersagen – „aber, dass es mir mit der Maske und den Tests in Wahrheit nicht gutgeht, bleibt mein Geheimnis! Denn sonst kriege ich noch Ärger mit den Lehrern. Auch meinen Eltern sage ich nichts, denn ich will nicht, dass sie schimpfen oder sich Sorgen machen. Ich muss sie schließlich unterstützen in dieser schwierigen Zeit!“
Was glauben Sie: Wenn Ihr Kind alles mitträgt, was Sie sich wünschen, damit es in Ihrer Familie wieder „normal“ zugehen kann, wird es Ihnen schlechte Geheimnisse anvertrauen? Ich hoffe und wünsche es Ihnen wirklich von ganzem Herzen. Aber bei wie vielen wird es wohl eher nicht der Fall sein?
6. Ich darf mir Hilfe holen! – „Aber meine Eltern sollen sich doch keine Sorgen machen! Die Lehrerin steht voll und ganz hinter den Maßnahmen und die Klassenkamerad*innen mobben jeden, der aufmuckt. Wem soll ich mich denn mitteilen?”
Ich hoffe und wünsche Ihnen, dass Ihr Kind bereits so stark, selbstbestimmt und handlungsfähig ist, dass es für sich eintreten kann, indem es sich Hilfe holt. Ich frage mich aber auch, bei wie vielen Kindern das nicht der Fall ist, und wie viele in stiller Verzweiflung gar nicht wissen, wohin sie sich wenden sollen, wenn Eltern, Lehrer und Klassenkameraden das alles gut und richtig finden, was derzeit in den Schulen passiert.
Angst und Drill – die Konditionierung der Kinder
Zusammenfassend lässt sich daher sagen, dass vermutlich nicht wenige Kinder derzeit lernen, ihre Bedürfnisse nach Selbstbestimmtheit über die Grenzen ihres eigenen Körpers und den Schutz ihres Wohlbefindens zu verleugnen, zu unterdrücken und von sich abzuspalten. Kinder wollen gut sein und opfern sich, wenn es sein muss, in Gänze für die Bedürfnisse derer, denen sie vertrauen und die sie lieben. Wie sollten sie auch anders? Schließlich sind sie ja auf die Fürsorge ihres Umfelds angewiesen.
Zum direkten Übergriff auf die körperliche und seelische Autonomie des Kindes kommt die Konditionierung des Verhaltens dazu: Händewaschen, Abstandhalten, Aufstellen nach Markierungen im Hof, Bewegen innerhalb des Schulgebäudes nur auf vorgegebenen Wegen, verpflichtendes Tragen der Maske in bestimmten Bereichen des Schulgebäudes, scharfe Sanktionierung bei Nichtbefolgung. Dieser Verhaltensdrill tut ein Übriges, um das autonome Verhalten des Kindes in seiner Entwicklung zu stören. Kindliches Spiel und kindliche Spontaneität, wesentliche Faktoren für eine gesunde Entwicklung, werden durch die streng regulierte und immer umfassendere Außensteuerung erstickt. Die Gewöhnung an den Drill geht schnell. Pawlow und Skinner4 haben für dieses operante Konditionieren die Instrumente geliefert. Ein Großteil des eingeübten „richtigen“ Benehmens ist der Bevölkerung schon in „Fleisch und Blut“ übergegangen: Wenn U-Bahn (unkonditionierter Reiz), dann Maske (konditionierter Reiz) aufsetzen (konditioniertes Verhalten). Kurz: U-Bahn=Maske, Geschäft=Maske, Arbeit=Test. Das haben alle gut gelernt. In der Schule ist es nicht anders, nur intensiver und regelmäßiger. Da muss man sich (Gottseidank?) keine Fragen mehr stellen. Demnächst heißt es dann: Leben=Impfung. Prima, nicht? Es ist alles so (verlockend) einfach!
Ein weiteres Merkmal dieser umfassenden Konditionierung ist die visuelle Prägung des schulischen Raumes durch Plakate, Bodenmarkierungen, Masken, Desinfektionsspender und -Tücher: Kein Kind kann so jemals vergessen, was Thema ist. Das Unbewusste wird stets erneut auf die riskante Situation in der Schule hingewiesen. Die Kinder werden auf die Gefahr hin geprimt5. Ihr Unbewusste ruft ihnen zu: „Da Gefahr!“, „Achtung“, „Schütz dich“. Das ist eine massive Manipulation nicht nur der kindlichen Psyche durch die Umgebung. Es hält auch das Stresslevel der Kinder hoch, ganz so wie die tägliche Heute- und Ö24-„Zeitung“ das der Erwachsenen. Bei Montessori gibt es ebenfalls eine „vorbereitete“ Umgebung, nur unter anderen Vorzeichen, nämlich konzipiert als eine Einladung zum Lernen. Ob das Lernen vom Kind bei diesen Maßnahmen immer noch als Einladung wahrgenommen wird? Ich bezweifle es.
Schließlich gibt es noch das Verhalten der Lehrer und Lehrerinnen, das sich auf Schüler auswirkt. Ob maßnahmenkritisches Lehrpersonal die oben genannten Effekte reduzieren kann? Wie wirkt sich das Verhalten der Corona-Maßnahmen-Befürworter im Lehrkörper, denen die Maßnahmen gar nicht weit genug gehen können („Wenn du nicht die Maske trägst, sterben vielleicht deine Eltern oder Großeltern!!!“), auf die Kinder aus? Und wie geht es den Lehrerinnen und Lehrern eigentlich? Sind sie durch die ganze Situation gestresst und überfordert und lassen dies nun an den Kindern aus? Oder sind sie vor Verzweiflung ratlos und wissen nicht, ob das noch der Beruf ist, den sie einmal (hoffentlich) mit Liebe und Leidenschaft ausgeübt haben? Können sie unter den gegebenen Umständen eigentlich noch „normal“ agieren? Selbst Erwachsene können durch die dem Schulbetrieb auferlegten Maßnahmen in schwere Konflikte gestürzt werden – aber unsere Kinder sollen das alles problemlos wegstecken!
In Zeiten missbräuchlicher Maßnahmen: Ein Appell an die Eltern
Ich komme zu dem Ergebnis, dass ein Schulsystem, das nicht einmal bereit oder in der Lage ist, die von mir oben genannten zur Kernkompetenz gehörenden Punkte des pädagogischen Handelns und Wissens im Umgang mit den Schutzbefohlenen ernst zu nehmen, kein Ort sein kann, dem ich mein Kind anvertraue.
Die nächste Gelegenheit, über die die körperlichen und seelischen Grenzen der Kinder hinweg zu gehen (sei es durch Manipulation des Kindes oder den Appell, es für Mama, Papa, Oma, Opa, die Gesellschaft oder Österreich zu tun), bietet die irrtümlich sogenannte „Impfung“, die lediglich über eine Notfallzulassung verfügt und deren teilweise schwere Nebenwirkungen und Spätfolgen keineswegs abschließend erforscht sind.6 Die Pharmaindustrie dürfte sich bereits darauf freuen, 2,2 Millionen junger Menschen impfen zu dürfen und den „Markt“ (endlich) auf die Heranwachsenden zu erweitern. An den ethischen Problemen wird gerade noch medial nachgearbeitet.7
Ich habe versucht, darzulegen, warum ich die Covid-19-Schulmaßnahmenverordnung für missbräuchlich halte. Ich tue dies spät, weil mir die Mechanismen der Ausgrenzung und Diskreditierung Andersdenkender in dieser Krise nicht entgangen sind. Aber ich möchte es nicht unversucht lassen, weil ich hoffe, damit Schaden von Ihnen und Ihren Kindern abwenden zu können. Sie sind für Ihr Kind verantwortlich. Sie sind Expertin und Experte für Ihr Kind. Sie und ihr Kind wissen, was gut für es ist.
2 z.B. Bessel van der Kolk: Verkörperter Schrecken: Traumaspuren in Gehirn, Geist und Körper und wie man sie heilen kann, G.P. Probst Verlag, Lichtenau; 7. Edition (4. März 2021).
3https://www.bdkj.org/fileadmin/bdkj/05_Themen/Sexualpaedagogik/BJR-SexuelleGewalt_BS3.pdf
4https://memucho.de/Angstkonditionierung/950