Gastbeitrag von Juliane Bitsch, Dr. med., Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie
Lesedauer 10 Minuten„Die Maßnahmen, die wir jetzt ergreifen, sind geeignet, erforderlich und verhältnismäßig.“ So äußerte sich unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel am 29.10.2020 in einer Regierungserklärung angesichts des damals beschlossenen erneuten Lockdowns, der am 2. November in Kraft treten sollte [1].
Merkel bezog sich in dieser Aussage auf einen rechtsstaatlichen Grundsatz, und zwar auf das sogenannte Verhältnismäßigkeitsprinzip, dem alle staatlichen Eingriffe in Rechte des Einzelnen genügen müssen [2]. Demnach muss ein staatlicher Eingriff geeignet sein, das angestrebte Ziel zu erreichen. Er muss erforderlich sein, das heißt, es darf kein geeignetes milderes Mittel geben. Und selbst ein sowohl geeigneter als auch erforderlicher staatlicher Eingriff darf nicht vorgenommen werden, wenn der erwartete Schaden in keinem angemessenen Verhältnis zu seinem Nutzen steht.
Wie nun unsere Kanzlerin Gewissheit darüber erlangt hatte, dass die wiederholten Eingriffe in Grund- und Freiheitsrechte alldem genügen, war leider nicht Teil ihrer Erklärung. Gab es denn von offizieller Seite Untersuchungen hierzu?
Tatsächlich hat das RKI einige Studien zu den Auswirkungen der Maßnahmen durchgeführt, entweder in Form von Online- bzw. Telefonbefragungen („COSMO-Studie“) oder wissenschaftliche Literatur ausgewertet, beispielsweise zur allgemeinen gesundheitlichen Lage in Deutschland, der medizinischen Versorgung chronisch Kranker oder der Situation älterer Menschen [3-7].
Am Ende blieben jedoch mehr Fragen als Antworten. So konnte zwar unter anderem festgestellt werden, dass es im Lockdown zu einem Rückgang an medizinischen Vorsorge- und Notfallbehandlungen kam, aber [6]:
“Inwieweit die Qualität der medizinischen Versorgung durch den Verzicht auf medizinisch notwendige Behandlungen gelitten hat, lässt sich auf dieser Basis nicht beantworten.”
Bzw. [4]:
„Die entscheidende Frage, inwieweit Patientinnen und Patienten mit chronischen Krankheiten durch […] Veränderungen des Versorgungsangebots und verminderte Inanspruchnahme gesundheitlichen Schaden davon getragen haben, kann derzeit nicht beantwortet werden.“
Und die Lage älterer Menschen in Pflegeheimen bleibt völlig im Dunkeln, denn [7]:
„Die Aussagekraft dieser Studien ist begrenzt, da insbesondere gesundheitlich eingeschränkte ältere und hochaltrige Personen wie Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner für eine Studienteilnahme andere Zugänge benötigen.“
Mit anderen Worten: Sie werden durch Onlinebefragungen nicht erreicht.
Also noch keine Klarheit über mögliche Kollateralschäden der staatlichen Eingriffe in Deutschland?
Anderswo ist man da schon lange weiter: So veröffentlichte das britische Office for National Statistics (ONS) bereits im Mai letzten Jahres alarmierende Zahlen [8]: Demnach war im Frühjahr 2020 in Alten- und Pflegeheimen in England und Wales eine über COVID-19 hinausgehende Übersterblichkeit aufgetreten: insgesamt 10.000 zusätzliche Todesfälle, die nicht SARS-CoV-2-bedingt waren.
Die Alzheimer’s Society schlussfolgerte, dass der Anstieg der Sterblichkeit teilweise den Maßnahmen geschuldet sei [9]. Isolation und der Wegfall pflegerischer Unterstützung durch Angehörige könne zum Verlust von Fähigkeiten führen: Von 128 befragten Pflegeeinrichtungen hatten 79% angegeben, dass der mangelnde soziale Kontakt während der Beschränkungen eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes vor allem der demenzkranken Bewohner zur Folge gehabt habe. Manche hätten in dieser Zeit auch schlicht aufgegeben und Essen und Trinken eingestellt.
Auch in Deutschland sind Pflegeeinrichtungen von Einschränkungen betroffen. Im ersten Lockdown vor einem Jahr bestanden in Heimen nicht nur mehrmonatige Besuchsverbote, sondern auch pauschale Ausgangssperren für die Bewohner. Diejenigen, die dennoch z.B. für einen Arztbesuch das Haus verlassen mussten, erwartete nach ihrer Rückkehr 14 Tage Zimmerquarantäne. Ergo- und Physiotherapeuten konnten nicht mehr zu Behandlungen in die Häuser kommen und selbst der Zugang von Ärzten war beschränkt.
Tausende verzweifelte Betroffene, die nicht mehr zu ihren Angehörigen durften, wandten sich an den BIVA-Pflegeschutzbund [10]. In einer im Mai 2020 veröffentlichten Umfrage wurden als Auswirkungen der Besuchs- und Ausgehverbote auf die Pflegebedürftigen u.a. Verschlechterung des Allgemeinzustandes, Rückgang der kognitiven Fähigkeiten, Gewichtsabnahme, mangelnde Flüssigkeitszufuhr, Druckgeschwüre geschildert (s.a. die untenstehende Abb.) [11].
Und auch Todesfälle ereigneten sich in Folge all dessen, wie z.B. in einem erschütternden Bericht einer Angehörigen geschildert, die sich sogar an Bundespräsident Steinmeier wandte [12]. Der BIVA-Pflegeschutzbund reichte damals bei den Gesundheitsministerien der Länder eine Petition gegen die Besuchsverbote ein, in der ebenfalls ein Fall einer älteren Dame beschrieben wurde, die in einem Pflegeheim an den Folgen der Beschränkungen verstorben war [13]. – Wie Bundespräsident und Landesgesundheitsminister das einordneten, ist nicht überliefert.
Während des zweiten Lockdowns sollten laut Kanzlerin und Gesundheitsminister Besuchsverbote vermieden und stattdessen auf regelmäßige Schnelltests gesetzt werden. Doch hat ein Testergebnis natürlich Konsequenzen: Sobald Bewohner positiv auf SARS-CoV-2 getestet werden, kann das gesamte Heim unter Quarantäne gestellt werden. Also doch wieder Besuchsverbote z.B. in Einrichtungen in Schleswig-Holstein [14], Mecklenburg-Vorpommern [15], Berlin [16], Baden-Württemberg [17] oder in Bayern, wo eine Tochter vor Gericht klagte, um ihre Mutter wieder besuchen dürfen [18].
Die positiv getesteten Bewohner selbst stehen oftmals unter Zimmerquarantäne, da trotz des gemeinsamen Wohnens ein Heim nicht als ein gemeinsamer Haushalt gilt. Zwei Wochen ununterbrochen auf einem Zimmer eingesperrt – das gibt es sonst nicht einmal im geschlossenen Strafvollzug.
Und Quarantäne von Pflegekräften hat Folgen für die Versorgung der Bewohner. In einem Alten- und Pflegeheim in Marburg eskalierte im Dezember die Situation, nachdem fast das gesamte Personal quarantänebedingt nicht arbeiten durfte und Pflegebedürftige quasi auf sich allein gestellt waren [19]. Ein Verstorbener habe über mehrere Tage in seinem Bett gelegen. Ein anderer Bewohner soll, da kein Arzt ins Haus kam, ohne die Möglichkeit einer Palliativbehandlung gestorben sein.
Mittlerweile wurde zwar ein großer Teil der Pflegeheimbewohner geimpft. An deren Isolation änderte das allerdings bis zuletzt (Stand März) wenig [20, 21]. In den Schutzverordnungen der Länder sind Kontakte zu Besuchern noch immer teils absurd reguliert. So findet sich zum Beispiel in der „Verordnung zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 in der Freien und Hansestadt Hamburg“ unter § 30 „Wohneinrichtungen der Pflege und Kurzzeitpflegeeinrichtungen, ambulante Pflegedienste“ [22]:
[…] 6. während der gesamten Besuchszeit ist der Mindestabstand zwischen den Besuchenden und den pflegebedürftigen oder betreuungsbedürftigen Personen von 1,5 Metern einzuhalten; […] die Unterschreitung des Mindestabstandes sowie ein unmittelbarer Körperkontakt zwischen den Besuchenden und den pflegebedürftigen oder betreuungsbedürftigen Personen sind für die Dauer von bis zu 15 Minuten kumuliert je Besuch erlaubt, […]
Die Einrichtungen selbst beschränken Berührungen oder Umarmungen nicht selten noch stärker oder untersagen sie ganz [23, 24]. Besuche dürfen dann ausschließlich in Aufenthaltsräumen stattfinden unter Anwesenheit einer Aufsichtsperson, die darauf achtet, dass Körperkontakt unterbleibt und Besuchszeiten eingehalten werden.
Und wie schon gesagt: ein Heim wird in der Regel nicht als ein Haushalt angesehen. Das heißt, Kontaktbeschränkungen und Maske auch für die Heimbewohner untereinander, Gruppen und Feste finden nicht statt, in manchen Häusern ist sogar das gemeinsame Essen im Speisesaal nicht möglich [24, 25].
All das seit einem Jahr.
Allerdings nur für die, die noch leben. Denn gebrechliche alte Menschen sterben (auch ohne Corona). Manche haben so also ihre letzten Lebensmonate verbracht.
Von den bereits beschriebenen unmittelbaren Auswirkungen der Isolation auf den Gesundheitszustand alter Menschen ganz zu schweigen. Deren konkretes Ausmaß lässt sich für Deutschland nur vermuten; auf eine gesonderte Analyse der Sterblichkeit von Pflegeheimbewohnern – so wie sie das oben erwähnte ONS für England und Wales vornahm – wartet man hierzulande bislang vergebens.
Bleibt der Versuch einer groben Schätzung: Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes verstarben in Deutschland im Jahr 2020 48.100 Menschen mehr im Vergleich zum Durchschnitt der vier Vorjahre 2016 bis 2019 [26]. Das Robert-Koch-Institut wiederum vermeldete für 2020 rund 39.200 Tote mit SARS-CoV-2-Nachweis, wobei nur in 82 Prozent der Fälle COVID-19 als Todesursache übermittelt wurde [27]. Verschiedene Pathologen sprechen ebenfalls von ca. 80 bis 85 Prozent, in denen COVID-19 sich nach einer Obduktion als tatsächliche Todesursache erweist [28, 29].
Gehen wir daher für das Jahr 2020 von maximal 33.000 ursächlich an den Folgen einer Coronainfektion Verstorbenen aus. Damit gäbe es für fast ein Drittel der Übersterblichkeit 2020, ca. 15.000 Todesfälle, keine Erklärung.
Eine wie gesagt ungefähre Schätzung, die zudem auf vorläufigen Zahlen beruht. Möglicherweise ist die Übersterblichkeit 2020 geringer oder die Sterblichkeit durch Corona höher als bislang bekannt, möglicherweise ist es genau umgekehrt. Um die Folgen der staatlichen Eingriffe ermessen zu können, müsste genau das dringlich geklärt werden.
So war nämlich auch im baden-württembergischen Landkreis Waldshut für April 2020 eine signifikante Übersterblichkeit festgestellt worden, die lediglich zu etwas mehr als der Hälfte (55%) mit SARS-CoV-2 in Zusammenhang stand. Wodurch die anderen überzähligen Todesfälle bedingt sein könnten, erklärt womöglich eine parallele Auswertung von Daten des Waldshuter Klinikums und der integrierten Leitstelle des Landkreises [30]: Demnach war das Patientenaufkommen in der zentralen Notaufnahme im Frühjahr 2020 verglichen mit dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um rund 35 Prozent gesunken. Gleichzeitig waren bei Einsätzen des Rettungsdienstes doppelt so häufig Personen bereits tot aufgefunden worden. Zwischen dem Rückgang der Notaufnahmepatienten und dem Anstieg primärer Todesfeststellungen zeigte sich eine statistisch signifikante Korrelation, was auf einen direkten Zusammenhang hindeuten kann.
Hierzu würde passen, was Professor Michael Tsokos, der Direktor des Instituts für Rechtsmedizin der Berliner Charité im Oktober vergangenen Jahres berichtete [31]:
„Allein letzte Woche [haben wir] mehrfach Menschen obduziert, die seit dem Lockdown nie wieder aus ihrer Wohnung raus sind, die da wirklich jetzt hochgradig fäulnisverändert in Messie-Wohnungen lagen, mit Gasmasken, mit Astronautennahrung, also fast schon Prepper-mäßig vorbereitet, die auch keiner vermisst hat. Und das sehen wir jetzt ganz viel, dass Wohnungen aufgemacht werden und da werden eben hochgradig fäulnisveränderte Leichen gefunden von Menschen, die nicht ins Krankenhaus gegangen sind […].“
Wie sieht es im zweiten Lockdown in deutschen Notaufnahmen aus? Nun, nicht viel besser als im ersten, wie die folgende Abbildung aus dem Notaufnahme-Situationsbericht des RKI zeigt [32]:
Müssten die Verantwortlichen über den erneuten Rückgang der Notaufnahmevorstellungen nicht alarmiert sein?
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn äußerte sich noch am 5. Februar dieses Jahres auf der Bundespressekonferenz so [33]:
„Das alles macht doch mit jedem von uns was. [..] Emotional, physisch, psychisch. […] möglicherweise können daraus auch Krankheitsbilder entstehen. Bei einzelnen. Das ist ja im Einzelfall berichtet. Worauf das Ministerium ja nur hinweist [..] ist ja die Frage [..] welches tatsächliche Evidenzmaterial, welche Erkenntnisse wir aus Studien tatsächlich darüber haben, ob und was sich verändert hat. Und im Übrigen kann es auch anders herum sein, auch das wird berichtet, dass […] dadurch dass das Leben weniger stressig geworden ist [..] – also zum Beispiel bei Herzinfarkten sehen wir auch andere Zahlen als ohne Corona, an vielen Stellen niedrigere. Die Frage ist ja, woher kommt das? Ist das, weil sie weniger stattfinden oder weil sie weniger entdeckt werden? […]“
Während das Bundesgesundheitsministerium also offenbar noch unsicher ist hinsichtlich der Evidenz und inwieweit die Maßnahmen nicht auch Stress reduzieren und so womöglich Herzinfarkte verhindern, hatten bereits Monate zuvor Gießener Wissenschaftler die Initiative ergriffen und Mortalitätsdaten von fast allen hessischen Gesundheitsämtern ausgewertet [34]. Ergebnis: Die kardiale Mortalität, also die Sterblichkeit insbesondere durch Herzinfarkte war während des Lockdowns März/April 2020 in Hessen im Vergleich zu 2019 – nein, nicht gesunken, sondern gestiegen. 12% mehr Menschen als sonst starben an einer akuten Herzerkrankung. Daten aus 26 hessischen Krankenhäusern zeigten außerdem, dass im gleichen Zeitraum deutlich weniger Herzkatheter zur Behandlung von Infarkten durchgeführt worden waren als noch im Vorjahr. Und bei den Patienten, die sich einer Herzkatheter-Behandlung unterziehen mussten, war die Sterblichkeit gegenüber 2019 erhöht.
In der Zusammenschau legt das nahe, dass während des Lockdowns nicht nur weniger akut herzkranke Patienten mit ihren Beschwerden in die Kliniken gekommen waren, sondern es auch häufiger als sonst schon zu spät war, um noch erfolgreich behandeln zu können.
Warum kommen während der Schließungen weniger Patienten in die Notaufnahmen? Eine häufige Erklärung ist deren Angst vor Ansteckung mit dem Virus. Mitunter gibt es aber auch andere Gründe. So berichtet eine Hausärztin aus ihrem Praxisalltag im zweiten Lockdown, dass eine Patientin, die sie aufgrund einer schweren Lungenentzündung in eine Klinik eingewiesen hatte, dort nicht aufgenommen wurde, nachdem ihr Coronatest negativ war: die Betten müssten für Coronafälle freigehalten werden [35]. Ein Einzelfall?
Auch die Isolation der Pflegeheimbewohner kann eine Rolle spielen. Durch die Beschränkungen des Zugangs nicht nur von Angehörigen sondern auch Ärzten gerade während des ersten Lockdowns wurden Verschlechterungen deren Gesundheitszustandes womöglich nicht rechtzeitig erkannt.
Neben alldem gibt es noch weitere Hinweise auf Todesfälle im Zusammenhang mit den Maßnahmen. Anfang Februar – noch vor dem Kälteeinbruch – meldete die BAG Wohnungslosenhilfe 17 Kältetote, so viele wie seit dem Winter 2009/10 nicht mehr, und warnte vor einer Erhöhung dieser Zahl durch die maßnahmenbedingten Schließungen von Schutzräumen [36]. Dennoch kamen seither fünf weitere Erfrorene hinzu [37]. Oder es wird berichtet von Menschen, die sich mutmaßlich aus Verzweiflung über ihre wirtschaftliche oder soziale Situation im Lockdown das Leben nahmen [38,39,40]. Und es wurde ein Anstieg von Toten durch häusliche Gewalt beobachtet [41].
Gleichzeitig fehlen vielfach die Gesamtzahlen und bleibt die wahre Dimension der Kollateralschäden unbekannt. Die amtlichen Todesursachenstatistiken werden üblicherweise erst im übernächsten Jahr veröffentlicht. Warum wird das in Anbetracht der Situation nicht vorgezogen? Stattdessen bleibt es dem Engagement einzelner Wissenschaftler überlassen, Auswertungen vorzunehmen.
Was Pflegeheime betrifft, so gehören in vielen Ländern kontinuierliche Datenerhebungen zum Standard, z.B. in den USA [7]. Nicht so in Deutschland. Während des ersten Lockdowns war sogar das Gegenteil der Fall: Die Dokumentationspflicht war in den Heimen ebenso ausgesetzt wie die kontrollierenden Besuche des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) oder der Heimaufsicht [7, 42]. Pflegeeinrichtungen wurden zur Black Box.
“Wie viele Tote sind uns denn jetzt ein Shoppingerlebnis wert?”
Diese Frage stellte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller in einer Rede vor der Verschärfung des Lockdowns kurz vor Weihnachten [43].
Shopping versus Tote?
Geht es nicht vielmehr um Tote versus Tote?
Und welches Verhältnis wäre eigentlich tragbar?
Angenommen, die Maßnahmen verhindern tatsächlich das Sterben an COVID-19 in nennenswertem Ausmaß (was wir nicht wissen). Mit wie vielen Maßnahmentoten dürfte man diesen Erfolg sozusagen bezahlen?
Wenn ein Toter mehr durch die Maßnahmen verhindert als verursacht wird, wären sie dann richtig? Oder müssten es mehr sein, sagen wir tausend? Vielleicht doppelt so viele, die gerettet werden gegenüber denen, die getötet werden? Zehnmal so viele?
Darf der Staat das überhaupt, Eingriffe vornehmen, die die einen das Leben kosten, um das Leben von anderen zu retten?
Und, sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Merkel: Müsste man all das nicht prüfen, bevor man Maßnahmen für verhältnismäßig erklärt?
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Gastbeiträge geben die Meinung des Autors/der Autorin wieder.
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[1] https://www.cdu.de/corona/Merkel-Massnahmen-sind-geeignet-erforderlich-und-verhaeltnismaessig
[2] https://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/recht-a-z/23112/verhaeltnismaessigkeitsprinzip
[3] Jordan S, Starker A, Krug S, Manz K, Moosburger R et al. (2020) Gesundheitsverhalten und COVID-19: Erste Erkenntnisse zur Pandemie. Journal of Health Monitoring 5(S8): 2 – 16. DOI 10.25646/7054
[4] Scheidt-Nave C, Barnes B, Beyer AK, Busch MA, Hapke U et al. (2020) Versorgung von chronisch Kranken in Deutschland – Herausforderungen in Zeiten der COVID-19-Pandemie. Journal of Health Monitoring 5(S10): 2–28. DOI 10.25646/7167
[5] Heidemann C, Paprott R, Huebl L, Scheidt-Nave C, Reitzle, L: Selbst eingeschätzte medizinische Versorgung im Verlauf der SARS-CoV-2-Pandemie in Deutschland: Ergebnisse der COSMO-Studie Epid Bull 2020; 46:3–10 DOI 10.25646/7208.2
[6] Damerow S, Rommel A, Prütz F, Beyer AK, Hapke U et al. (2020) Die gesundheitliche Lage in Deutschland in der Anfangsphase der COVID-19-Pandemie. Zeitliche Entwicklung ausgewählter Indikatoren der Studie GEDA 2019/2020-EHIS. Journal of Health Monitoring 5(4): 3–22. DOI 10.25646/7171
[7] Gaertner B, Fuchs J, Möhler R, Meyer G, Scheidt-Nave C (2021) Zur Situation älterer Menschen in der Anfangsphase der COVID-19-Pandemie: Ein Scoping Review. Journal of Health Monitoring 6(S4): 2–39. DOI 10.25646/7856
[10] https://www.biva.de/positionspapier-corona-im-pflegeheime-was-uns-die-krise-lehrt/
[11] https://www.biva.de/umfrage-besuche-im-pflegeheim-noch-unzureichend/
[12] https://www.nachdenkseiten.de/upload/pdf/201026-Endf-Die-im-Dunkeln-sieht-man-nicht.pdf Ab Seite 27.
[15] https://www.nordkurier.de/neubrandenburg/besuchsverbot-in-burg-stargarder-pflegeheim-2642207501.html
[16] https://www.berlin.de/aktuelles/berlin/6413782-958092-besuchsverbot-in-berliner-pflegeheimen-m.html
[17] https://www.bo.de/lokales/achern-oberkirch/besuchsverbot-im-oberkircher-pflegeheim#
[20] https://www.biva.de/umfrage-geimpfte-heimbewohner-bleiben-isoliert/
[21] https://www.biva.de/petition-sofortige-aufhebung-der-besuchsbeschraenkungen-fuer-heimbewohnerinnen/
[22] Verordnung zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 in der Freien und Hansestadt Hamburg (Hamburgische SARS-CoV-2-Eindämmungsverordnung – HmbSARS-CoV-2-EindämmungsVO) (gültig vom 29. März bis 18. April 2021) https://www.hamburg.de/verordnung/
[23] https://www.seniorenresidenz-am-rosengarten.de/ueber-unser-haus/aktuelle-informationen-zum-coronavirus/ Gültig ab 22.12.2020, zuletzt abgerufen am 29.03.2021.
[24] https://www.fr.de/politik/es-ist-ein-stilles-leiden-90295166.html
[26] Statistisches Bundesamt. Statistik Dossier: Daten zur COVID-19-Pandemie. Ausgabe 03/2021. Erscheinungsdatum: 23. März 2021 https://www.destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/Corona/Downloads/dossier-covid-19.html
[27] Rommel A, von der Lippe E, Plaß D, Ziese T, Diercke M, an der Heiden M, Haller S, Wengler A, on behalf of the BURDEN 2020 Study Group: The COVID-19 disease burden in Germany in 2020—years of life lost to death and disease over the course of the pandemic. Dtsch Arztebl Int 2021; 118. DOI: 10.3238/arztebl.m2021.0147 (online first) https://www.aerzteblatt.de/medizin/originalarbeiten?aid=217880
[29] https://www.aerztezeitung.de/Politik/Obduktion-von-Corona-Toten-Wir-werden-demuetig-416937.html
[30] Kortüm S, Frey P, Becker D, Ott HJ, Schlaudt HP. Corona-Independent Excess Mortality Due to Reduced Use of Emergency Medical Care in the Corona Pandemic: A Population-Based Observational Study. medRxiv 2020.10.27.20220558; doi: https://doi.org/10.1101/2020.10.27.20220558
[31] NDR-Talkshow vom 2.10.2020 https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/ndr_talk_show/Forensiker-Michael-Tsokos-schreibt-nebenbei-Thriller,ndrtalkshow6208.html Ab ca. Minute 3:40.
[32] RKI. Notaufnahme-Situationsreport vom 24.03.2021. https://www.rki.de/DE/Content/Institut/OrgEinheiten/Abt3/FG32/sumo/sumo.html
[33] https://reitschuster.de/post/corona-gestammel-statt-kompetenz-in-der-regierung/
[34] Nef HM, Elsässer A, Möllmann H, et al.; CoVCAD–Study Group. Impact of the COVID-19 pandemic on cardiovascular mortality and catherization activity during the lockdown in central Germany: an observational study. Clin Res Cardiol. 2021 Feb;110(2):292-301. Epub 2020 Nov 21. https://doi.org/10.1007/s00392-020-01780-0
[35]https://www.neuesausdermainspitze.de/app/download/14598596429/NaMs_KW+2+screen.pdf?t=1615447048 (S. 5)
[36] https://www.bagw.de/de/neues/news.7845.html
[37] https://www.bagw.de/fileadmin/bagw/media/Doc/DOK/DOK_21_Kaeltetote_2021_aktuell.pdf Stand 23.02.2021
[39] https://www.corodok.de/das-leise-sterben/
[40] https://reitschuster.de/post/euch-trifft-keine-schuld/
[41] https://www.waz.de/politik/haeusliche-gewalt-starker-anstieg-von-todesopfern-in-nrw-id231060224.html
[42] https://www.ebm-netzwerk.de/de/veroeffentlichungen/pdf/stn-corona-pflegeheime-20200428.pdf