Rede, gehalten bei der Offenen Gesellschaft Kurpfalz, am 2. September 2021 in Speyer
von Johanna Eisele
Lesedauer 8 Minuten
Ich heiße Johanna. Ich bin 58 Jahre alt und seit vielen Jahren verheiratet. Wir haben gemeinsam zwei erwachsene Töchter, die in Heidelberg und Karlsruhe an naturwissenschaftlichen Fakultäten studieren. In den vergangenen 17 Monaten war das für sie und alle anderen Studentinnen und Studenten nur sehr eingeschränkt möglich. Ich arbeite seit meinem 29. Lebensjahr und habe mit meiner Berufstätigkeit einige Monate pausiert, um meine Babys in dieser Welt willkommen zu heißen.
Ich bin Tierärztin. Ich habe in Gießen studiert und in der pharmazeutischen Industrie promoviert. Ich habe zunächst knapp zwei Jahre mit Unterbrechungen als praktische Tierärztin gearbeitet. Dabei bin ich in Rinderställen erstmals Infektionen mit Corona-Viren begegnet. Diese betrafen meist schlecht gehaltene Tiere in unzureichend belüfteten Ställen. Die Infektionen traten im Frühjahr auf, bevor die Tiere Auslauf hatten. Die adulten Tiere, also die erwachsenen, hatten eher Atemwegsinfektionen, ein gestörtes Allgemeinbefinden; die Kälber litten unter Durchfällen. Als Herr Drosten im März 2020 sagte, wir wüssten wenig über das SARS-CoV-2-Virus, stellte ich das unmittelbar in Frage. Corona-Viren waren 2020 nicht so unbekannt, wie das die Ausführungen von Herrn Drosten suggerierten. Ebenso gab es viel Wissen darum, wie unser Immunsystem auf derartige, durch Viren verursachte Atemwegserkrankungen reagiert. Ich fragte mich, warum das so schnell einen alarmierenden Ton annahm? Warum hinterfragten nüchterne Wissenschaftler nicht die Bilder von Bergamo und versuchten zunächst zu klären, wie sie zu Stande kamen?
Ich war krank. Im März 2020 erhielt ich eine Mail meines Arbeitgebers, dass ich in Kontakt gewesen sei mit einem positiv getesteten Kollegen. Der war aus Ischgl zurückgekehrt. Das Gesundheitsamt Darmstadt wollte mich nicht testen. Der Kontakt zu dem Kollegen sei zu kurz gewesen, keine 15 Minuten. Ich erläuterte, dass ich bereits leichtes Fieber habe, und als Tierärztin und körperbewusster Mensch bereits spüre, dass ein Infekt sich in mir einnistet. Das galt nichts.
Viel geschlafen, getrunken und leichte eiweißreiche Ernährung
Ich erlitt COVID-19 dann als heftigen grippalen Infekt mit hohem Fieber. Ich hatte Schmerzen in der Lunge und spürte, dass meine Atmung erschwert und meine physische Kraft verringert war. Nicht das erste Mal in meinem Leben durchlitt ich eine heftige, respiratorische, virale Infektionskrankheit. In einem solchen Fall gilt es viel zu schlafen, viel zu trinken, und leichte, eiweißreiche Kost zu sich zu nehmen. Auch gilt es, sich leicht zu bewegen und die Lunge an der frischen Luft zu belüften. Ich überstand die Krankheit ohne ärztlichen Rat oder Unterstützung. Wie gut, dass ich nicht in Quarantäne war, so machte ich an der frischen Frühlingsluft in der Sonne täglich kurze Spaziergänge. Wie auch sonst, wenn ich Infektionskrankheiten habe, bleibe ich zu Hause und schütze andere Menschen vor mir. Mein Mann blieb davon naturgemäß ausgenommen. Er ist dennoch nicht erkrankt, wie er auch im November 2020 nicht erkrankte, als er unsere dann ebenfalls an COVID-19 erkrankte 25-jährige Tochter nach Hause fuhr. Viele Menschen bleiben einfach gesund; sie haben eine Hintergrundimmunität.
Ich brauchte circa zwei Monate, um vollständig zu genesen. In dieser Zeit hatte ich wiederholt kleine Einblutungen in Händen und Füßen, wie blaue Flecken. Schon damals ahnte ich, dass dies vermutlich von der Erkrankung und den Spike-Proteinen kam: Dr. Püschel aus Hamburg hatte bei Obduktionen, die das RKI verboten hatte, bei den mit COVID Verstorbenen ebenfalls Blutungen und Gefäßschäden beobachtet. Ich finde es merkwürdig, dass 500 Jahre nach Leonardo Da Vinci erneut die Obrigkeit Obduktionen verbietet. Das weckt mein Misstrauen. Welcher Glaube soll heute nicht angetastet werden?
Woher weiß ich, dass ich tatsächlich an COVID-19 erkrankt war? Auf eigene Kosten ließ ich im Mai 2020 einen Antikörper-Test machen. Er war eindeutig positiv bezüglich IGG SARS-CoV-2-Antikörpern. Der Test meines Mannes war zum gleichen Termin uneindeutig. Im Mai 2021 wiederholte ich den Antikörper-Test: Wie erwartet, hatte ich keine Antikörper mehr. Im Juli 2021 ließ ich auf eigene Kosten einen T-Zell-Immunitätstest durchführen. Dieser zeigt eine deutliche T-zelluläre Immunantwort. Der Befund spricht dafür, dass ich bis auf weiteres gegen Corona- Viren immun bin. Ich brauche derzeit keine Impfung zu meinem Schutz.
Willkürliche monetäre Anreize
Ich kann lesen. Ich las den auf der EMA Webseite veröffentlichten Comirnaty assessment report, also den Bericht über die bedingte Zulassung der Pfizer-BioNTech-mRNA-Vaccine in Europa. Ich lese darin die Zusammensetzung des Impfstoffes, die Zusammensetzung der Versuchsgruppen und die Ergebnisse der klinischen Studie, soweit sie bis dahin vorangeschritten war. Ich lese, dass von 18.325 Menschen der Placebo- / Kontroll-Gruppe 162 erkrankten, drei davon schwer. Ich lese, dass von 18.198 Menschen der geimpften Gruppe acht Menschen erkranken, davon einer schwer. Ich wiederhole und vereinfache: drei schwer Erkrankte bei 18.200 Ungeimpften gegenüber einem schwer Erkrankten bei 18.200 geimpften Probanden. Ich schließe daraus, dass der Schutz vor einer schweren Erkrankung bei Ungeimpften und Geimpften in der gleichen Größenordnung liegt.
Ich kann lesen. Ich betrachte die Grafiken des Fotografen und Informatikers Tom Lausen. Dieser untersuchte im Frühling 2021 die Daten des DIVI zur Belegung der Betten auf den Intensivstationen. Diese Daten bildeten die Grundlage für die Bundesnotbremse und den weiteren Lockdown. Die Daten zeigen, wie willkürliche monetäre Anreize die Auslastungsanzeigen der Intensivbetten in den Krankenhäusern steuern. Subventioniert werden Krankenhäuser, die entweder leere Betten vorhalten, oder später dann solche, die zu mindestens 75 % ausgelastet sind. Diese Daten von Herrn Lausen nutzte später auch der Bundesrechnungshof für seine Ausführungen. Auch das ARD-Magazin „Monitor“ berichtete. Herr Lausen stellte sie bei der Experten-Anhörung im Bundestag vor. Diese Daten nähren Zweifel daran, dass je eine Überlastung des Gesundheitssystems bevorstand, jedenfalls nicht mehr als in anderen Jahren mit schweren Grippe-Epidemien. Dass Herr Lausen von der AfD eingeladen wurde, macht seine Daten nicht weniger glaubhaft.
Ich kann lesen. Ich lese die Metaanalyse von John Ioannidis im Januar 2021, veröffentlicht auf der WHO-Webseite. Die IFR, also die Zahl derer, die sterben im Verhältnis zur Gesamtheit der Erkrankten, beträgt in dieser Studie im Median 0,23 % und liegt damit in der Größenordnung einer Influenza-Grippe. Für die Menschen unter 70 ist COVID-19 eine weitgehend gut zu überstehende Krankheit, wenngleich die schweren Fälle ab einem Alter von ca. 50 Jahren zunehmen. Für alte Menschen ab ca. 70 kann COVID-19 in vielen Fällen eine schwere, zum Teil tödlich verlaufende Erkrankung sein. Das liegt nicht am Virus, sondern daran, dass die Menschen biologisch alt sind und ihr Immunsystem altert. Alte Menschen, und dazu zähle auch ich schon, haben nur noch einen evolutionären Nutzen, und ihr Sterben ist für die Spezies ein geringer Schaden. Viele mächtige alte Menschen richten seit 17 Monaten Schaden an, indem sie den jungen Menschen ihre Furcht vor dem Tod und dem Siechtum auferlegen. Den postulierten evolutionären Nutzen von Großeltern und überhaupt alten Menschen, nämlich Erfahrungen zu teilen und eine Gemeinschaft zusammenzuhalten, pervertiert eine große Zahl mächtiger alter Menschen. Während ich dies sage, bin ich froh, hier und in meinem neuen Bekanntenkreis alte Menschen zu wissen, die diese Perversion zurückweisen und bekämpfen.
Angst und Schrecken durch Politik und Medien
Ich kann sehen. Ich sehe, dass in meinem persönlichen Umfeld einige Menschen an COVID-19 erkrankten und wieder gesund wurden inklusive meiner selbst. In meinem persönlichen Umfeld starb niemand an COVID. Ich sehe die übliche Menge frischer Gräber auf den Friedhöfen, und ich sehe nicht mehr Todesanzeigen als in anderen Jahren. Ich sah und sehe keine Leichenwagen auf dem Weg zur Arbeit und wenn ich nach Hause fahre. Und ich bin das ganze Jahr über mit dem Fahrrad fast täglich zur Arbeit in das Büro gefahren. Ich beobachte eine respiratorische Viruserkrankung, an der einige erkranken und wenige sterben. Und die Menschen, die sterben, sterben meist in ihrer Zeit, nach langem, hoffentlich gelebtem Leben. Ich finde es unbillig und unanständig, dass seit dem März vergangenen Jahres Angst und Schrecken vor dieser Krankheit durch Politik und Medien aufrechterhalten werden – vor einer Krankheit, die weitaus weniger gefährlich ist als die Pest oder Ebola, ja sogar weniger gefährlich als zahlreiche Grippeepidemien.
Ich sah und sehe, dass Menschen an den Folgen der Lockdown-Politik leiden und zum Teil sogar daran sterben. Diese sind ungezählt.
Ich arbeite. Ich arbeite in der chemischen Industrie. Mein Arbeitgeber liefert Inhaltsstoffe für den Impfstoff. Mitarbeiter meines Teams erstellen Unterlagen, deren Inhalt Eingang in die Zulassungsdossiers finden. Ich nehme seit Anfang des Jahres regelmäßig an Video-Meetings teil zwischen einem Team meines Arbeitgebers und einem Team der Impfstoffhersteller. Ich habe gelesen, wie man die Inhaltsstoffe herstellt, wie man sie aufreinigt, welche Studien zu ihnen existieren. Aus Patentschutz und Geheimhaltungsgründen erhielt mein Arbeitgeber keine Information zur Herstellung und Analytik der Inhaltsstoffe. Das Team meines Arbeitgebers konzipierte die Herstellung dieser neuen Hilfsstoffe auf der Basis rudimentärer Information. Eine Kopie. Das war spannend, nie vorher habe ich an einem solch gut ausgestatteten Projekt mitgearbeitet. Zugleich stellte ich mir die Frage: Wenn diese Krankheit und die durch sie ausgelöste Pandemie so gefährlich und tödlich sind, warum beschleunigte der Staat dann nicht die Herstellung der Impfstoffe, indem er den Informationsaustausch erzwang? An anderer Stelle scheut der Staat nicht vor Zwang zurück.
Ich traue meinen Sinnen und bin wehrhaft
Ich schütze mich in Eigenverantwortung vor Krankheiten und den Risiken einer Fehlbehandlung. Ich schütze mich vor Krankheiten so gut das eben geht. Ich achte darauf, was und wieviel ich esse und trinke, ich exponiere mich der frischen Luft und der Bewegung, ich arbeite, lerne und lese, und ich suche den Austausch mit anderen Menschen. Dennoch bin ich im März 2020 erkrankt. Warum? Warum bin ich erkrankt und mein Mann nicht? Warum sind von den zehn Menschen, die aus meinem Kollegium in Ischgl waren, einige erkrankt, die meisten aber nicht? Spricht das für ein exponentielles Wachstum? Jeder Erkrankte steckt alle an, die ihm begegnen? Haben alle Menschen das gleiche Risiko zu erkranken? Offenbar nicht. Bei mir liegt eine Autoimmunkrankheit vor, wie bei vielen anderen Menschen meiner Altersklasse. Mein Körper neigt zu überschießenden Immunreaktionen. Daher habe ich Grund zu der Annahme, dass eine Impfung eine solche überschießende Immunreaktion bei mir auslösen könnte, ohne dass ich einen Nutzen von einer Impfung hätte. Ist es solidarisch, mich krank zu machen, damit die Regierenden ihren Willen haben?
Mein Mann ist wiederholt bei Exposition gegenüber symptomatisch an COVID-19-Erkrankten nicht krank geworden. Warum sollte er sich impfen lassen? Seine Impfung würde niemanden zuverlässig schützen. Das belegen die klinischen Daten von Pfizer-BioNTech. Menschen erkranken trotz Impfung. Die jüngsten Daten aus USA und Israel zeigen das ebenso, beispielhaft genannt sei die Veröffentlichung des US CDC vom 6. August Outbreak of SARS-CoV2 Infections.
Ich habe keine Angst. Ich traue meinen Sinnen, und ich bin wehrhaft. Ich fühle mit den Menschen, die Angst haben, sei es vor einer Erkrankung mit COVID, vor der Impfung oder natürlich vor dem Tod. Anstatt sie weiter in Furcht zu halten, möchte ich diese Menschen ermutigen, ihren eigenen Sinnen zu trauen. Meine Solidarität hat Grenzen, wenn es um meine eigene Gesundheit geht. Meine Gesundheit, darauf bestehe ich, kann ich am besten selbst einschätzen. Und was ihr zu- oder abträglich ist.
Es gibt nicht nur eine einzige richtige Lösung
Um mich herum sehe ich zahlreiche Menschen, die keine oder kaum Angst vor einer Erkrankung haben, und die auch nicht glauben, dass Impfen solidarisch ist. Sie beugen sich schlicht dem Zwang; es vereinfacht vieles. Sie schweigen über ihren Zweifel, erheben ihre Stimme nicht öffentlich. Um mich herum erlebe ich auch zahlreiche Menschen, die sich fürchten und bezüglich COVID zu einer ganz anderen Einschätzung kommen als ich und ihr hier. Ich spüre bei manchen, wie sie die Angst und Gesundheit mehr lieben als die Freiheit. Das ist ihre Wahl. Leider aber heißen sie die Schikanen gut, die Politik und Medien denen zumuten, die eigenverantwortlich, zuversichtlich und nach ihrem Verständnis ebenfalls solidarisch eine eigene, andere Entscheidung fällen. Diese Menschen in meinem Umkreis, die die Maßnahmen der Politik gutheißen und sie für verhältnismäßig halten, unterstellen den Kritikern dieser Maßnahmen gerne querdenkende Frechheiten, Idiotie oder auch rechte Gesinnung. Sie werten sie damit ab, und sind meist nicht bereit und in der Lage, inhaltlich Beiträge zu liefern.
Sie sind meist schlechter unterrichtet, beziehen sich vorwiegend auf Drosten, Lauterbach und Wieler. Sie haben keine Zeit sich mit Details zu befassen, weil sie mit Anderem, Wichtigerem beschäftigt sind: den Alltag organisieren, Mirabellen ernten oder den Gartenteich entschlammen. Oder sie sind froh, dass sie keine Politiker sind und vor der Zumutung einer eigenen Entscheidung bewahrt bleiben. Sie richten sich ein in der selbst gewählten Unmündigkeit. Gerne nehme ich also an dieser Stelle den Stab auf, den Ulrich Nagel am 12. August in Mannheim bei einer Veranstaltung der Offenen Gesellschaft Kurpfalz überreichte. Ich las erneut den Essay von Kant „Was ist Aufklärung“. Man kann das wöchentlich tun zum Erhalt der geistigen Gesundheit. Von all denjenigen, die Freiheit im ganz großen Stil einschränken oder das gutheißen, erwarte ich geistige Arbeit und Auseinandersetzung. Ich erwarte, dass wir in einem freien, demokratischen Rechtsstaat endlich wieder die Freiheit des Einzelnen gewährleisten. Respiratorische Infektionskrankheiten und das Immunsystem von Säugetieren sind komplex; sie entziehen sich linearem Denken. Es gibt daher nie nur eine einzige richtige Lösung, sondern nur Annäherungen. Ich erwarte, dass wir verschiedene Wege betrachten und achten und die unterschiedlichen Entscheidungen aushalten und erlauben.