von K.I.
Lesedauer 2 Minuten„Mutti hätte wirklich einen Orden verdient“, bemerkte meine Tochter jüngst am Muttertag. „Warum werden eigentlich trotz erhöhter Quotenregelung für Frauen immer weniger Orden seit der Deutschen Wiedervereinigung verliehen? Gelten denn für Mütter besondere Verdienstanforderungen?“
„Ökonomisch betrachtet hat eine Mutter in Deutschland keinen Verdienst“, entgegnete KAI. „In einer gleichberechtigt diversen und queeren Gesellschaft ist „Mutti“ darüber hinaus ein von überkommenem tradierten Rollenverständnis getragene, die geschlechtliche Vielfalt der Daseinsformen diskriminierende Vorstellung. Da Muttersein weder Verdienst hat noch an sich Verdienst sein kann, könnte eine Ordensvergabe an ein traditionelles, reines Mutterdasein allenfalls unter die Mitte der 1990er-Jahre getroffene Stillschweigeregelung der Bundestagsfraktionen fallen, der zufolge mindestens 30 Orden ausschließlich deren Abgeordneten, völlig unabhängig von Verdiensten, pro Legislatur vorbehalten seien.
Fürderhin ist die Sozialform einer vornehmlich windelbezogenen Daseinskompetenz nicht genuin mit der verdienstvollen, wirklichkeitserhabenen Lebenswelt von Parlamentierenden in Einklang zu bringen, mithin also die Berufsbezeichnung von Parlamentierenden als „Mutter“ nur als durchschaubare Provokation des ultrarechten Parteienspektrum zu verstehen, weshalb sich die Verleihung eines Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verbietet.
Schlussendlich stünde selbst dem in der Tat abwegigen Gedankenspiel einer theoretischen Existenz vorbeschriebener Unvereinbarkeit auch die seit Jahrzehnten bewährte Proporzregelung im Wege, wonach Verdienstorden entweder nur an nicht parlamentierende, normale Menschen oder exklusiv an Mandatierende der CDU/CSU, SPD, Grüne und FDP zu verleihen sind.
Vor diesem Hintergrund zählt unumstößlich zu den größten politischen Meriten des amtierenden Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier nicht nur die Formatgleichstellung männlicher und weiblicher Bundesverdienstkreuze, sondern die mutige kompensatorische Verleihung der höchsten aller Auszeichnungen, des Großkreuz des Bundesverdienstkreuz in besonderer Ausführung, an „Mutti“, die von ihm, seit ihrer Unterstützung seiner Beförderung ins höchste Staatsamt, kosend selbst – wie man sagt – gerufene, ehemalige Bundeskanzlerin Frau Dr. Angela Merkel. Durch diese generöse Verleihung einer bis dahin nur CDU-Männern vorbehaltenen Auszeichnung, konnten sich endlich auch alle namenlosen Mütter (sogar solche aus der AfD!) angemessener Würdigung teilhaftig fühlen.”
(1) Wir veröffentlichen in loser Folge eine Reihe von Dialogen, deren Urheberrecht die Redaktion beansprucht, da es sich nach § 2 Abs. 2 UrhG bei den collageartig montierten oder auch dekomponierten Texten um uneindeutig menschliches Schaffen handelt. Die Texte entstanden mit der Absicht um Teilhabe an den atemberaubenden Fortschritten der K.I.
Ziel war das Ansinnen um Überschreitung unserer intellektuell jeweils beschränkten menschlichen Horizonte mittels Abrufung von GPT-Antworten, deren Beantwortung mit einer Kombination verschiedener assoziativer Attributen wie z.B. Moralismus, Unsinnigkeit, Sarkasmus, Zeitgeist, Ironie, Infantilität, Empirie, Affektivität, Parteilichkeit oder ganz anderen Begriffen oder Namen kombiniert wurden. Experimentiert man weiter und zergliedert diese Resultate oder verflicht verschiedene Antworten, so geschieht es bisweilen, dass man zu unerwarteten Einsichten gelangt.
In Ihrer zusammenfassenden Gruppierung als „Geschichten von Herrn KAI“, nehmen die Texte im Übrigen freilich Bezug auf Bertolt Brechts „Geschichten von Herrn Keuner“. Wenn jedoch Herr Keuner, meist als Herr K. bezeichnet, als entpersonalisierte Scharade „Keiner“, schlechterdings die Ideologie Brechts formuliert, so wollen die „Geschichten von Herrn KAI“ nicht in Anspruch nehmen von „Keinem“ zu sein, sondern sie benützen nur in Anlehnung an Erasmus’ „Lob der Torheit“ eine GPT-Permutation, um ihrem tiefen gesellschaftlichen Skeptizismus Ausdruck zu verleihen.