vom Redaktionsteam 1bis19

Zu den bemerkenswerten kulturellen Ereignissen des Jahres 2021 zählt zweifellos die Aktion #allesdichtmachen, in der rund fünfzig prominente deutschsprachige Schauspieler in feinsinnigen wie satirischen kurzen Filmbeiträgen die Corona-Politik der Bundes- und Landesregierungen sowie die Medienberichterstattung aufs Korn nahmen. Die daraufhin anbrechende Debatte war von moralisierender Feindschaft gegen Initiatoren und Akteure und einer beispiellosen Hetze durch auflagenstarke Medien gekennzeichnet. Die damit einhergehenden persönlichen Übergriffe und Bedrohungen der Schauspieler und ihrer Familien verdeutlichten, wie sich im Zuge der gesellschaftlichen Fehlentwicklung ein bis dahin unbekanntes offenes Klima von Hass, Denunziation und Intoleranz in Deutschland ausgebreitet hatte. Als Folge dessen zogen die zum Teil tief betroffenen Autorinnen und Autoren angesichts auch beruflicher Bedrohungen nach und nach mehr als die Hälfte der Beiträge zurück und verschwiegen.

Keine mediale Aufmerksamkeit erlangten die abertausenden, per E-Mail an die Autoren gerichteten, anhaltenden Dankesbekundungen nach Veröffentlichung der Beiträge am 23. April 2021. Die Redaktion des Magazins 1bis19 hat sich deshalb entschieden, in dem immer mehr sich verdüsternden Klima von Ausgrenzung und Stigmatisierung Andersdenkender im Advent 2021 Lichter der Zuversicht zu entzünden, indem sie die binnen der ersten drei (3) Tage eingehenden Schreiben von Menschen dieses Landes in Form eines Text-Adventskalenders zur Verfügung stellt. Auf Grund der überbordenden Fülle der Dankesbekundungen haben wir beschlossen, dieses gesellschaftliche Panorama auf einen Gesamtumfang von tausend (1000) Seiten zu beschränken. So werden den geneigten Leser in unserem Adventskalender 24 Beiträge mit je einem Umfang von rund 42 Seiten erwarten. Zur vereinfachten Handhabung dieser großen Textmengen haben wir für jeden Kalendertag exemplarisch einen Absatz oder ein Zitat aus den Schreiben vorangestellt. Neben der Absicht unseren Lesern Glück, Kraft und Hoffnung zu schenken und den Machern und Schauspielern von #allesdichtmachen zu danken, sei jedoch auch angemerkt, dass diese Veröffentlichung vom schmerzlichen Umstand getrübt ist, dass es inzwischen in Deutschland wieder unverzichtbar geworden ist, zum Schutz der jeweiligen Autoren alle persönlichen Angaben zu beseitigen, um diese nicht unmittelbaren Attacken auszusetzen. So ist das dargebotene, zeithistorische Dokument zum Advent auch Illustration einer unvermutet angebrochenen Epoche neuerlicher Scham und nationaler Schande.

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